© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/11 01. April 2011

Umwelt
Hochsee-„World“
Volker König

Obwohl Helgoland als „Roter Felsen“ bekannt ist, wundern sich Besucher immer wieder über die vielen weißen Steine am Strand. Sie sind letzte Zeugen des „Weißen Kliffs“, das sich einst östlich der Haupinsel befand. Dann aber zerstörte 1720 eine Sturmflut diesen Kreidefelsen und den „Woal“, jene Landzunge, die die Hauptinsel mit der vorgelagerten Düne verband. Seit jener Zeit besteht Helgoland aus zwei Inseln. Wenn es nach dem Willen des Hamburger Unternehmers Arne Weber geht, soll das nicht so bleiben. Seine Vision ist die Wiedervereinigung der beiden Inseln. Und Helgolands neuer Bürgermeister Jörg Singer hat dieses Ansinnen zum Thema zweier Einwohnerversammlungen der Insel gemacht: Helgoland soll größer werden. Zur Diskussion standen eine kleine Landaufschüttung im Bereich des Nordosthafens sowie die komplette Verbindung von Hauptinsel und „Düne“. Letztere Variante soll unter dem „denglischen“ Titel „Hochseeworld Helgoland“ auch zu einem neuen Touristenansturm führen.

Galt Helgoland, das nicht zum deutschen Steuergebiet zählt, früher als willkommenes Ziel alkohol- und nikotinfreudiger Butterfahrten, so setzt man heute neue Akzente: Gefragt sind finanzstarke Gäste, die gleichzeitig den Konsum und das Hochseeklima schätzen. Für diesen Typus hat es sogar schon einen Namen: Es sind „Lohas“ (Lifestyle of Health and Sustainability), und es gibt davon in Deutschland rund vier Millionen Exemplare. Im Laufe dieses Jahres soll es bereits ein Realisierungskonzept zur Planung der Inselvergrößerung geben. 2012 soll eine Projektentwicklungsgesellschaft entstehen, ab 2015 soll mit der Aufschüttung zur Inselvergrößerung begonnen werden. Wo und in welcher Variante – oder auch gar nicht –, entscheiden allerdings die Helgoländer selbst. Denn zu dieser Frage wird es auf der Insel einen Bürgerentscheid geben.

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