© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/11 08. April 2011

Haltungsnote
Die Doktorspielerin
Christian Schwiesselmann

Die CSU strebt neuerdings nicht nur eine hohe Frauen-, sondern auch eine hohe Scheindoktorenquote an. Nach der unappetitlichen Causa Guttenberg haben die Plagiatsjäger im Internet nun die Doktorarbeit der Tochter des Altministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) unter die Lupe genommen.

Die Münchner Rechtsanwältin Veronica Saß (geb. Stoiber) wurde im Jahr 2008 bei Georg Jochum und Kay Hailbronner über „Regulierung im Mobilfunk“ an der Universität Konstanz zum Dr. jur. promoviert. Folgt man dem „Vroniplag“, ist die Beweislast erdrückend: Von den 383 Seiten der 2009 veröffentlichten Dissertationsschrift stehen 52 Seiten unter Plagiatsverdacht, darunter soll sich auch ein „durchgängiges, wortwörtliches Plagiat über fast 40 Seiten“ befinden. Überschriften und Gliederungen inklusive. Dagegen wirkt die „Fußnoterei“ des fränkischen Freiherrn, die in „mühevoller Kleinarbeit“ von wem auch immer zusammengeschustert wurde, vergleichsweise einfallsreich. Bereits Mitte Februar hatte die Universität Konstanz Kenntnis vom Plagiatsvorwurf.

Unter dem akademischen Nachwuchs der Bayern-Union scheint ein Wettbewerb im „Kopieren und Einfügen“ ausgebrochen, der nicht nur für den Bediener der STRG-Taste fatal sein dürfte. Das mutmaßliche Plagiat der 33jährigen Stoiber-Tochter könnte das Ansehen der gesamten (Partei-)Familie beschädigen, zumal die Münchner Abendzeitung bei der 2010 in Innsbruck eingereichten politologischen Dissertation des Stoiber-Sohnes Dominic über ein Lieblingsthema des Vaters – „Die Föderalismusreform I der Bundesrepublik Deutschland“ – einen weiteren Skandal wittert. Für den ehemaligen CSU-Chef doppelt ärgerlich.

http://de.vroniplag.wikia.com

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen