© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/11 15. April 2011

Frisch gepresst

Sloterdijk. 1947 geboren, wäre Peter Sloterdijk zu Studienbeginn der ideale „68er“ gewesen. Er blieb davon verschont. Von dem, was er rückblickend als „übelste Ideologie“ und „bösartigen Wahnsinn“ abkanzelte. Früher Abstand zu den Veitstänzern der diversen westdeutschen politischen „Bewegungen“ und intellektuellen Moden trug dem polemisch begabten Philosophen Sloterdijk viel Feindschaft ein, verschaffte ihm das Prädikat des „selbständigen Kopfes“, drängte ihn aber nicht ins Abseits – wie seine schier beängstigende mediale Präsenz in den letzten zwanzig Jahren beweist. Über den Gedankenkosmos dieses vom Esoterischen umhauchten Mannes, der seine Leser zum Abenteuer einlädt, sich als ein in die Welt „einschwingendes Wesen“ zu empfinden, ist schon viel geschrieben worden. Nun kommt noch die Monographie seines Altersgenossen und langjährigen Weggefährten Hans-Jürgen Heinrichs hinzu. Als mild-strukturierende „Einleitung“ in die wuchernde Produktion des Meisters mag sie hingehen. Eine allzu kritische Auseinandersetzung darf man von Heinrichs ob seiner freundschaftlichen Nähe jedoch nicht erwarten. (dg)

Hans-Jürgen Heinrichs: Peter Sloterdijk. Die Kunst des Philosophierens. Hanser Verlag, München 2011, 376 Seiten, 24,90 Euro

 

Kubakrise. Zwei Wochen im Oktober 1962 brachten die Welt an den Rand eines Atomkrieges. Für den Innsbrucker Historiker Rolf Steininger hatte das Drama um die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf Kuba rückblickend auch sein Gutes. Der „heilsame Schock“ führte demnach nicht nur zur Einrichtung eines „roten Telefons“ zwischen Moskau und Washington, sondern wurde „möglicherweise sogar zum Katalysator der Entspannungspolitik“. In Form eines Drehbuches läßt Steininger die entscheidenden 13 Tage, die Hauptakteure und die Vorgeschichte samt gescheiterter Schweinebucht-Invasion (Seite 22) detailliert Revue passieren, in denen auch schieres Glück die finale Eskalation verhinderte. Auch wenn sowohl US-Präsident Kennedy als auch Nikita Chruschtschow als Ministerpräsident der UdSSR einen Weltkrieg nie beabsichtigten, waren sie sich nicht bewußt, daß bereits Nukleartorpedos scharf gemacht oder Invasionspläne mit unabsehbaren Folgen kurz vor der Umsetzung standen. (bä)

Rolf Steininger: Die Kubakrise 1962. Dreizehn Tage am atomaren Abgrund. Olzog Verlag, München 2011, broschiert, 176 Seiten, 22,90 Euro

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