© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/11 22. April 2011

Deutsche Medien im Hochzeitsfieber
Wieviel Adel muß sein? Die vier wichtigsten deutschen TV-Sender sind bei der Hochzeit von William und Kate live dabei
Toni Roidl

Am 29. April geben sich Prinz William und die schöne Millionärstochter Kate Middleton in der Westminster Abbey das Jawort. Und alle Exzellenzen des europäischen Adels sind dabei: Neben der königlichen Familie  Mette-Marit von Norwegen, Frederik von Dänemark und wer sonst noch die Klatschspalten bevölkert.

Die Vorberichterstattung nimmt schon jetzt eigentümliche Züge an. Boulevardblätter berichten über das Privatleben der Royals, vor allem über die Jugend von Kate Middleton. Der Bayerische Rundfunk spekuliert, welche Farbe das Brautkleid wohl hat („Naturseide oder Elfenbein?“) und ob ein schulterfreies angemessen wäre. Neben den Andenkenhändlern, die vom Teebeutel über Hühnerbrühe und Nagellack sogar Klodeckel mit den Konterfeis des Brautpaares im Angebot haben, macht auch ein Comicverlag das große Geschäft: Er hat die Liebesgeschichte der zwei zeichnen lassen.

Auch die deutschen Medien stehen kopf. Alle Sender sind dabei: ARD, ZDF, RTL und Sat.1 übertragen gleichzeitig das Spektakel mit eigenen Drehteams live. Berichtet wird ab neun Uhr morgens. Und damit nicht genug: ARD und NDR kommen gemeinsam im April auf zehn Sendungen rund um die Royals, kleinere Magazinbeiträge in Brisant und Co. nicht eingerechnet.

Soviel Begeisterung stößt auf Kritik: Der Chef der sächsischen Staatskanzlei Johannes Beermann (CDU) monierte den Doppelbericht der Öffentlich-Rechtlichen: „Es darf nicht sein, daß stundenlang auf ARD und ZDF jeweils eigene Sondersendungen mit denselben Bildern laufen.“

ARD-Chefredakteur Thomas Baumann wies die Kritik zurück: Die Traumhochzeit sei „in Anbetracht des Stellenwertes des britischen Königshauses eindeutig ein Großereignis der Kategorie A und von einem so überragenden Zuschauerinteresse, das die Live-Berichterstattung mit unterschiedlichen Experten und Kommentatoren in beiden Kanälen rechtfertigt“.

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