© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/11 29. April 2011

Meldungen

IFRS: Gestaltungs- und Manipulationsspielraum

SAARBRÜCKEN. Der Ökonom Karlheinz Küting hat vor den Folgen der Anwendung der an angloamerikanischen Bilanzvorschriften orientierten International Financial Reporting Standards (IFRS) gewarnt. Im Mittelpunkt des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) stünden „das Vorsichtsprinzip und die hieraus abgeleiteten Prinzipien“, schrieb der Direktor des Instituts für Wirtschaftsprüfung an der Universität des Saarlandes in der FAZ. Im IFRS entstünden Erträge tendenziell früher und es könnten „bedeutend mehr bloße Buch- und Scheingewinne erfaßt werden“, so Küting. „Die mit der IFRS-Bilanzierung einhergehende Entobjektivierung führt zu einer verminderten Nachvollziehbarkeit der Abschlußwerte, einer Erhöhung von Gestaltungs- und Manipulationsspielräumen und damit zu einer verringerten Verläßlichkeit der Bilanzdaten.“ Es gebe daher keine Gründe, das HGB-Bilanzrecht aufzugeben. In der EU müssen seit 2005 alle kapitalmarktorientierten Unternehmen nach IFRS bilanzieren. Kleine und mittlere Firmen dürfen weiter das HGB anwenden. (fis)

 

Mit Physikern in die Krise und wieder heraus?

ZÜRICH. Sind Physiker schuld an der Finanzkrise? Seit 20 Jahren beschäftigt das Finanzgewerbe neben Mathematikern auch Physiker, ihr Talent zur Datenanalyse und zur Modellierung komplizierter Systeme prädestiniert sie dafür. Physiker halfen, die Credit Default Swaps (CDS) zu entwickeln, die der Fonds-Tycoon Warren Buffett zutreffend als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“ geißelte. Praxisferne Tüftler hätten diese neuartigen Kreditausfallsversicherungen zur Profitmaximierung weniger Spekulanten konzipiert und hohe makroökonomische Risiken ignoriert. Für Franz Schweitzer (ETH Zürich), Chef des Fachverbandes Physik der sozio-ökonomischen Systeme, scheinen das Kollateralschäden zu sein. Zumal Physiker nun daran arbeiten, die umfassendere „konzeptionelle Krise“ der Weltwirtschaft „durch neue Ansätze aufzulösen“. Deswegen sei Ökonomie zwar nicht „the next physical science“, aber unentbehrlich hätten sich Physiker dort längst gemacht (Physik-Journal, 4/11). (ps)

 

Zahl der Woche

367.400 Arbeitsplätze gab es 2010 in Deutschland im Sektor der erneuerbaren Energien. 122.000 Stellen bot der Bereich Biomasse, 120.900 die Solarbranche, 96.100 die Windenergie, 13.300 die Geothermie und 7.600 die Wasserkraft.(Quelle: DLR/DIW/ZSW/GWS-Studie)

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