© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/11 29. April 2011

Berliner Kunsthandel nach 1933: Jüdische Kunsthändler und das NS-System
Als Devisenbringer willkommen
(jr)

Zu den Wirtschaftszweigen, die in den vermeintlichen „Goldenen Zwanzigern“ als jüdische Domäne galten, zählte auch der Kunsthandel. Als „Vorgeschichte“ der 1933 einsetzenden Verdrängung von Juden aus der „Metropole des internationalen Kunsthandels“ dokumentiert dieses jüdische Übergewicht unter den Berliner Galeristen der Weimarer Zeit eine soeben eröffnete, bis zum 31. Juli dauernde Ausstellung im Centrum Judaicum. Wie die Projektleiterin Christine Fischer-Defoy (Aktives Museum Faschismus und Widerstand e. V.) im Museumsjournal  – Berichte aus allen Museen, Schlössern, Gedenkstätten und Sammlungen in Berlin und Potsdam (Ausgabe 2/2011) referiert, sei den Ausstellungsmachern aufgefallen, daß einige prominente jüdische Kunsthändler nach ihrer Emigration nicht ausgebürgert wurden. Sie durften ihre Geschäfte von New York, London und Paris weiter betreiben und dafür auch zurück ins Deutsche Reich reisen. Der NS-Staat billigte ihnen diesen Sonderstatus zu, da sie ihm als „mögliche Devisenbringer willkommen“ waren. Nur am seit 1937 explodierenden Handel mit „Entarteter Kunst“ scheinen sie nicht partizipiert zu haben. Ebensowenig dürfte ihnen das kriegsbedingte Geschäft mit der „Beutekunst“ zugänglich gewesen sein. Aber gerade hier stehe die Provenienzforschung und die Restitution entzogener Kunstwerke „noch am Anfang“.

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