© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/11 29. April 2011

Kosmopolitischer Prediger aus tiefster Provinz: Ulrich Beck und die Transferunion
Warnung vor dem Euro-Nationalismus
(wm)

Wie andere Agrarregionen des Deutschen Reiches galt Pommern als Synonym für provinzielle Weltferne. Der ungehemmte Kosmopolitismus, dem der 1944 im entlegendsten Hinterpommern, in Stolp, geborene, medial omnipräsente Soziologe Ulrich Beck frönt, könnte daher wie die Überkompensation eines Herkunftstraumas wirken. Aus solchem Gefühlspotential scheint sich seit 25 Jahren aber die Penetranz zu speisen, mit der Beck gegen den Nationalstaat zu Felde zieht und die „kosmopolitische Wende“ einfordert. Die derzeitige „Existenzkrise“ der EU bewertet der Münchner Professor daher nicht als Widerlegung seiner universalistischen Visionen, sondern als Chance zu ihrer Realisierung. Diese werde jedoch mit Angela Merkels Krisenstrategie nicht wahrgenommen. Denn die Kanzlerin wolle den Zerfall der bedrohten Einheitswährung mit „deutschem Euro-Nationalismus“ stoppen (Blätter zur deutschen und internationalen Politik, 2/2011). Damit zwinge sie Resteuropa unilateral die Berliner Stabilitätspolitik auf und bleibe selbst befangen im Nationalstaat als „Zentralkategorie politischer Organisation“. Aber nicht der Rückfall ins Nationale, sondern Ausbau der bislang zur Krisenbewältigung untauglichen EU-Institutionen sei darum das kosmopolitische Gebot der Stunde, womit letztlich die Transferunion gemeint ist.

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