© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg
Klientelpolitik
von Kurt Zach

Baden-Württembergs künftiger grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann doziert gern über den neuen politischen Stil des „Gehörtwerdens“. Gut zugehört haben die grün-roten Koalitionäre aber nur den eigenen Klientelvertretern: Die Asyl-Lobby bekommt mehr Flüchtlinge, die Homo-Lobby umfassende „Gleichstellungs“-Zusagen und Einfluß auf die Lehrpläne, die Sozial- und Integrationsindustrie mehr Sozialarbeiter und Integrationskurse, die türkischen Verbände mehr „Partizipation“ und Einwandererboni im öffentlichen Dienst.

Und die subventionsverwöhnten Solaranlagen- und Windradbauer dürfen das Land noch fröhlicher verspargeln und verspiegeln. Die fatalsten ideologischen Kollateralschäden drohen indes den Schulen. Nichts spricht dafür, daß Ganztags-Regelschulen und „längeres gemeinsames Lernen“ in der zehnklassigen Einheitsschule die demographische Herausforderung durch sinkende Kinderzahlen und steigende Einwandereranteile besser auflösen als das bestehende differenzierte System aus Haupt-, Realschule und Gymnasium.

Doch das Mantra der „Entkoppelung“ von „Bildungserfolg“ und „sozialer Herkunft“ verlangt massive Eingriffe ins Elternrecht der Bildungsbewußten, um den Abstand zu den Bildungsfernen auch von oben her zu verringern. Die Zeit der Spitzenplätze beim Pisa-Vergleichstest geht für Baden-Württemberg zu Ende.

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