© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Søren Pind. Mit ihm hat Dänemark einen neuen, etwas anderen Integrationsminister
Anwalt der Dänen
Paul Leonhard

Assimilieren statt integrieren“, mit diesen drei Worten hat Søren Pind Europa aufhorchen lassen. Der frisch berufene dänische Integrationsminister hat quasi mit Amtsantritt im März der Vision einer multikulturellen Gesellschaft und ungebremster Einwanderung den Kampf angesagt. Den dänischen Paß sollen nur noch Einwanderer erhalten, die sich vorbehaltlos zur dänischen Nation und ihren Traditionen bekennen. Wer Däne werden will, der müsse auch mit ganzem Herzen „dänisch werden wollen“. Es sind für deutsche Ohren ungewöhnliche Töne, noch dazu von einem Integrationsminister, man denke hierzulande etwa an Politiker wie Armin Laschet (CDU).

Søren Pind ist ein Mann, der wie er sagt Musik, Geschichtsbücher, gutes Essen und Wein liebt – vor allem aber deutliche Worte. Als „offensichtlichen Idioten“ bezeichnete er etwa Mitte April den schwedischen Menschenrechtsbeauftragten des Europarates in einem Interview, weil dieser die angeblich mangelhafte Hilfsbereitschaft der EU-Länder für
nordafrikanische Flüchtlinge kritisiert hatte. Klartext spricht Pind auch in seinem Internetblog. Es sei eine betrügerische Behauptung, daß alle Kulturen gleich sind, schrieb der Politiker dort. Der Meinungsstreit im weltweiten Netz macht Pind Vergnügen. Er sei glücklich und stolz, Dänemarks erster professioneller politischer Blogger zu sein, bekennt er. Søren Pind ist längst einer der charismatischsten Politiker des selbstbewußten Landes.

1969 in Herning in Jütland geboren, wuchs der spätere Jurist in der Schweiz auf. Erst 1977 kehrte die Familie nach Dänemark zurück. Schon mit sechzehn begann sich Pind politisch zu engagieren. Von 1994 bis 2005 saß er im Stadtrat von Kopenhagen, heute ist er Abgeordneter des Folketing, des dänischen Parlaments. 2010 wurde er Minister für Entwicklungsarbeit, ein reichliches Jahr später zusätzlich für Flüchtlinge, Immigranten und Integration. In dieser Funktion kündigte er jetzt eine härtere Gangart gegen Ausländer an. Er habe keine Skrupel, das Land noch weitergehender vor denen dichtzumachen, die man verdächtigen könnte, daß sie Dänemark zur Last fallen wollen, sagte er der führenden dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten.

Pind vertritt keine Einzelmeinung. Aber er ist der Mann, der treffend in Worte fassen kann, was faul ist im Staate Dänemark. Dabei gehört er nicht etwa der oft als „rechtspopulistisch“ bezeichneten Dänischen Volkspartei an, sondern der altehrwürdigen rechtsliberalen Formation Venstre, der liberalen Partei Dänemarks. Seine Berufung ins Ministeramt gilt vielen allerdings als Schritt zu auf die einwanderungkritische Volkspartei.

Aber auch links hört man plötzlich zu: Die Probleme ließen sich nicht „einfach durch Reden lösen“, räumen die Sozialisten ein: Pind müsse jetzt beweisen, daß er auch handeln kann. Man darf gespannt sein.

www.soren-pind.dk

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