© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Absturz der Rohstoffpreise zum Monatsbeginn
Silber – der moderne Ikarus?
Fabian Grummes

Noch vor zwei Wochen kannte der Silberkurs nur den Weg nach oben, bis er sich schließlich dem alten Allzeithoch aus der Hunt-Brüder-Ära bei rund 50 Dollar näherte (JF 19/11). Doch eine Woche nach Ostern ging es dem kleinen Bruder des Goldes plötzlich wie dem antiken Überflieger Ikarus: Auf den steilen Aufstieg folgte der noch steilere Absturz – über 30 Prozent verlor das Edelmetall in der Spitze innerhalb nur einer Woche.

Ist der Bullenmarkt damit zu Ende und die vermeintliche Blase gar geplatzt? Mitnichten! Erstens gilt es zu beachten, daß der brutale Absturz vor allem durch die drastischen Margin-Erhöhungen ausgelöst wurde. Die letzte fand vorigen Montag statt. Die Mindesthinterlegung für einen Silberkontrakt verteuerte sich dadurch insgesamt um rund 300 Prozent. Zweitens muß man bedenken, daß auf steile Anstiege immer eine Korrektur folgt. Gerade das volatile Silber neigt zu heftigen Kursbewegungen. Die letzten drei großen Korrekturen lösten einen Preisrückgang von durchschnittlich 42 Prozent aus. Hier bestünde also sogar noch weiterer Spielraum nach unten.

Vor allem aber, und das ist wohl der wichtigste Punkt, haben die preistreibenden Faktoren immer noch Bestand: Die Zentralbanken haben auf die Schuldenproblematik nach wie vor keine andere Antwort parat als die Druckerpressen anzuwerfen und die Märkte mit billigem Geld zu fluten. Die Realzinsen sind nach wie vor negativ. Auch ist die Frage, ob sich die europäische Währungsgemeinschaft am Ende nicht doch an ihren Rettungsschirmen überhoben hat, noch lange nicht aus der Welt. Solange diese Faktoren weiterhin bestehen, braucht niemand ernsthaft an ein Ende der Gold- und Silberhausse denken – im Gegenteil. Derartige Korrekturen sind immer exzellente Nachkaufgelegenheiten.

 

Fabian Grummes ist Edelmetallexperte beim deutschen Anlegermagazin „Smart Investor“. www.smartinvestor.de

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