© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Wie zu Zeiten des Historikerstreits
Herausgeber werden zu Autoren: Die vier Verfasser von „Das Amt“ schmeißen in ihrer Kritikerschelte mit Lehm
Matthias Bäkermann

Genauso wie auf dem Buchtitel zu ihrem historischen Schiffbruch „Das Amt“ zeichnen Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann auch für die Autorenschaft ihres großen Verteidigungsartikels in der Berliner Zeitung Anfang Mai. Ihre mit großem Rummel vorgestellte Geschichte über das Auswärtige Amt im Dritten Reich sei, anders als von allerlei nörgelnden Historikerkollegen behauptet, wissenschaftlich astrein. Deren kritische Beiträge hätten einen erschreckenden Ton angeschlagen und seien zu Bewertungen gelangt („Geschichtspornographie“), wie sie in wissenschaftlichen Kontroversen „zuletzt im Historikerstreit vor 25 Jahren gebräuchlich waren“.

Ganz besonders auf dem Kieker hat das wissenschaftliche Kleeblatt Johannes Hürter vom Münchner Institut für Zeitgeschichte, der mit seinen „kritischen Bemerkungen“ in den Vierteljahrsheften für Zeitgeschichte (JF 16/11) der von Joschka Fischer seinerzeit eingesetzten „Unabhängigen Historikerkommission“ jede Menge wissenschaftlicher Stockfehler nachweist. Jenes von Conze bei der Buchvorstellung im Oktober 2010 reißerisch präsentierte Ergebnis, das Auswärtige Amt sei „eine verbrecherische Organisation“ gewesen, wird gar als blanke Geschichtsklitterung bloßgestellt.

Daß Hürter in seiner „Beerdigung erster Klasse“ den eitlen Herren auch noch vorhält, durch die Unterschlagung des kleinen Kürzels „Hrsg.“ den Anschein zu erwecken, sie seien statt ihrer zwölf wissenschaftlichen Mitarbeiter die eigentlichen Autoren, macht die Blamage komplett. Der Vorwurf wird zwar als „falsch und beleidigend“ zurückgewiesen, widerlegen kann „das Team“ ihn aber nicht. Übellaunig kratzen sie in ihrer Philippika lieber am Renommee des Kritikers („Experte“ Hürter) und an jenem der Publikation („einst das führende zeithistorische Fachorgan“).

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