© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Blick in die Medien
Riesenempörung über den „Negerkönig“
Toni Roidl

Die Geister, die sie rief, haben die taz eingeholt: Die Zeitung steht am Rassismus-Pranger. Wie konnte das geschehen? Am 19. April beömmelten sich die Redaktionswitzbolde in der Satirerubrik über den „Negerkönig von Swasiland“. Anlaß war das pompöse Thronjubiläum des Despoten Mswati III., der als letzter absoluter Herrscher des Schwarzen Kontinents sein Steinzeitland regiert. Die taz kommentierte die bizarren Feierlichkeiten so: „Lautet das lebenslustige Motto Seiner Negerhoheit doch: Hier wird gefeiert und gelacht, bis der Kral zusammenkracht.“

Wie ein Automat bei Münzeinwurf warf die Integrationsindustrie die übliche Empörung aus. Die Welt berichtet süffisant, verschiedene Ausländervereine hielten der Zeitung vor, mit „Unwörtern“ wie „Negerkönig“ rassistische Stereotype zu reproduzieren. Weiter: „In einer linken Zeitung seien derartige ‘Schmierereien’ ein ‘Skandal’.“

Die taz versprach, sie nehme die Beschwerden ernst. Es dürfte ein paar heiße Ohren gegeben haben, wie die weitere Erklärung ahnen läßt: „Es gibt in der Chefredaktion und im Satireressort unterschiedliche Auffassungen zu der Glosse, die geklärt werden müssen.“ Oha.

Die Satirebengels hätten doch wissen müssen, daß selbst linke Gutmenschen nicht mehr vor Rassismuskeulen geschützt sind. Haben die nicht mitgekriegt, daß der Journalist Kaisa Ilunga, gebürtiger Kongolese und Einzelmitglied im Bonner „Integrationsrat“, das Buch „Pippi in Taka-Tuka-Land“ von Astrid Lindgren aus deutschen Büchereien verbannen will, weil Pippis Vater darin „Negerkönig“ ist?

Vielleicht waren die Spaßvögel arglos, weil schon im September 2007 in der taz-Rubrik „Die Wahrheit“ eine Glosse mit dem Titel „Wenn ich Negerkönig wäre“ erschien, die unbemerkt und folgenlos blieb. Doch jetzt haben die Genossen buchstäblich den Schwarzen Peter... huch, ist der eigentlich auch rassistisch?

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