© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Meldungen

Arbeitsplatzeffekte durch Ökosystemdienstleister?

OSNABRÜCK. Vor fünf Jahren schätzte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), daß ein naturorientierter Tourismus bis zu 75.000 Arbeitsplätze schaffen könne. Berechnungen im internationalen Maßstab gingen von einer Million Stellen aus, die allein der Umwelt- und Fischereischutz weltweit parat halte. Dabei ist der Osnabrücker Agrarwissenschaftler Cord Petermann, der solche Zahlen kolportiert (Natur und Landschaft, 4/11), überzeugt, daß das wahre Beschäftigungspotential des Naturschutzes noch gar nicht zu ermessen sei. Fest stehe bisher nur, daß zum einen die Kosten des Nichtschützens der Natur größer sind als der wirtschaftliche Vorteil ihrer Schädigung. Zum anderen sei unbestreitbar, daß vor allem das Potential ländlicher Räume für „Ökosystemleistungen“ wie den Erhalt der Artenvielfalt bei weitem nicht ausgeschöpft werde. (ps)

 

Fischotter: Versöhnung von Mensch und Tier

PRAG. Der Fischotter (Lutra lutra) gehört zu den beliebtestenWerbeträgern im Naturschutz. Da dieser elegante Raubmarder bis heute aber als Nahrungskonkurrent des Menschen gilt, sind die europäischen Populationen im 20. Jahrhundert an den Rand der Ausrottung geraten. Wie tief die Aversionen gegen ihn noch immer sitzen, zeigt eine Studie über das fragile Verhältnis zwischen tschechischen Teichwirten und Naturschützern (Journal for Nature Conservation, 2/11). Seit 2000 genießt der Otter in der Tschechei gesetzlichen Schutz, Schäden an den Fischbeständen werden finanziell ausgeglichen. Viele Geschädigte schrecken jedoch wegen bürokratischer Hürden vor Anträgen zurück oder halten die Kompensationen für unzureichend. Sie setzen auf Selbsthilfe und fahren mit der nun illegalen Jagd auf den „Schädling“ fort. Im Rahmen eines EU-Projekts zur Förderung der Biodiversität will man daher bei der zählebigen „aggressiven Mentalität“ tschechischer Otter-Feinde ansetzen, um eine „Versöhnung“ zwischen Mensch und Tier anzubahnen. (jr)

 

Vertragsstaatenkonferenz erweitert Giftverbotsliste

GENF/DESSAU. Nach langem Kampf hat sich die Vertragsstaatenkonferenz zum Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe (POPs) auf ein weltweites Verbot von Endosulfan verständigt. Der nervenschädigende Wirkstoff darf nach einer Übergangsfrist nicht mehr im Pflanzenschutz eingesetzt werden. Das Umweltbundesamt (UBA) weist zudem daraufhin, daß am 27. Juni die Aufbrauchfrist für perfluoroktansulfonsäurehaltige Feuerlöschschäume (PFOS) in der EU endet. PFOS steht ebenfalls auf der POPs-Verbotsliste. Durch seinen jahrzehntelangen Einsatz ist das extrem langlebige Gift sogar in Arktis-Tieren nachweisbar. (fis)

 

Erkenntnis

„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und da die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut geworden ist.“

Max Planck in „Wissenschftliche Selbstbiographie“, Leipzig 1948

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