© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Unerwünschte Person
Wirbel um Reise Erika Steinbachs an die Danziger Bucht: Polnische Kirchenleitung will eine geplante Kranzniederlegung für die Gustloff-Opfer verhindern
Thorsten Thaler

Ein für Anfang nächster Woche geplanter Besuch der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach (67), in der Seemannskirche des Heiligen Petrus in Gdingen (polnisch: Gdynia) an der Danziger Bucht sorgt für Wirbel. Wie die größte und einflußreiche polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza am Dienstag berichtete, will die Kirchenleitung die CDU-Bundestagsabgeordnete nicht in das Gebäude lassen. Steinbach möchte in der Kirche Blumen vor einer deutsch-polnischen Gedenktafel niederlegen. Sie erinnert an die Opfer der untergegangenen „Wilhelm Gustloff“. Das Passagierschiff mit deutschen Flüchtlingen war im Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot in der Ostee versenkt worden. Das Blatt zitiert einen Vertreter des Redemptoristen-Ordens mit den Worten, die Kirche diene dem Gebet und nicht politischen Angelegenheiten.

Erika Steinbach will am Sonntag zu ihrer Reise aufbrechen. Auf dem Programm stehen ein Besuch ihres Geburtsortes Rahmel (heute Rumia) in Westpreußen und ein Gespräch in Danzig mit Vertretern der deutschen Minderheit. „Für mich ist es die erste Reise in meinen Geburtsort, an den ich keine Erinnerung mehr habe“, sagte sie der Bild am Sonntag. Steinbach kam dort 1943 in der Familie eines deutschen Offiziers zur Welt. 1945 mußte die Mutter mit den zwei Kindern vor der Roten Armee fliehen. In Polen ist Erika Steinbach wegen des maßgeblich von ihr initiierten Zentrums gegen Vertreibungen seit Jahren sehr umstritten. Immer wieder sieht sie sich Angriffen und Verleumdungen ausgesetzt.

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