© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Zukunft der CDU
Grüne Versuchung
von Oswald Metzger

Noch im November stigmatisierte Angela Merkel Schwarz-Grün als „Hirngespinst“. Ein strategischer Lapsus, der in die machtpolitische Falle führen mußte, weil man gemeinsam mit der schmalbrüstigen FDP meilenweit von regierungsfähigen Mehrheiten entfernt ist.

Jetzt, da in Stuttgart CDU und FDP in der Opposition sitzen, muß die Union auf grüne Brautschau gehen, um überhaupt eine Machtoption im Bund zu haben. Der frisch gekürte grüne Ministerpräsident macht das auch konservativen Christdemokraten leicht. Andererseits steckt in ihm mehr vom letzten echten CDU-Landesvater Erwin Teufel, als der Union lieb sein kann. Kretschmann pflügt, wertkonservativ und persönlich glaubwürdig, tief im Terrain der schwarzen Stammwähler, erst recht jetzt, da er ständige Medienpräsenz hat.

Die Annäherung birgt für die Union allerdings die Gefahr, am rechten Rand noch weiter Platz für mögliche Konkurrenzparteien machen zu müssen. Die SPD kann ein Lied singen von dieser strukturellen Schwächung einer Volkspartei. Andererseits ist die Machtbeteiligung greifbarer, wenn eine Partei alle Koalitionsoptionen wahrnehmen kann. Dieser Versuchung wird auch die Union nicht widerstehen können. 

 

Oswald Metzger, heute CDU, war von 1987 bis 2007 Mitglied der Grünen und vertrat die Partei als Landtags- und Bundestagsabgeordneter.

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