© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Chinas Monopol bei Seltenen Erden bedroht deutsche Industrie
Verteilungskämpfe
Albrecht Rothacher

China hält viel vom freien Welthandel, vor allem dann, wenn es den eigenen Exporten und der nationalen Versorgung mit Technologie, Energie und Rohstoffen dient. Wenn es dagegen den eigenen Interessen nützt, sich durch Importschutz oder Exportkontrollen strategische Vorteile zu schaffen, bricht es dreist jene Freihandelsregeln, zu deren Einhaltung sich China beim Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) verpflichtet hat.

Der Fall der Seltenen Erden (Spezialmetalle, die in der Hochtechnologie unverzichtbar sind, JF 45/10) illustriert das chinesische Vorgehen sehr gut. China kontrolliert derzeit 90 bis 97 Prozent des umweltbelastenden und teuren Abbaus und beginnt nun, seine entsprechenden Exporte zu verknappen – um die Preise hochzutreiben und um Hochtechnologiekonzerne zu zwingen, ihre Fertigungen unter Offenlegung ihrer Patente nach China zu verlegen.

Es ist an der Zeit, daß der Westen dem merkantilistischen, regelwidrigen Spiel der Chinesen einen Riegel vorschiebt. Noch ist China für seine Entwicklung wesentlich abhängiger vom ungehinderten Zugang zu den reichen Märkten Europas und Nord­amerikas, als es der Westen umgekehrt vom chinesischen Markt ist – nicht zuletzt dank der vielfältigen dortigen Importhindernisse. Das mindeste wäre, eine WTO-Klage einzubringen, Vergeltungsmaßnahmen in Gestalt von Strafzöllen anzudrohen sowie Vorratslager jener Seltenen Erden anzulegen (DIW-Wochenbericht 19/11) und in den Abbau ihrer Vorkommen in Südasien, Australien, Rußland oder den USA zu investieren.

Ohnehin kommen die Europäer in einer rauher werdenden Weltwirtschaft nicht umhin, angesichts der sich abzeichnenden Ressourcenverknappung und härterer Verteilungskämpfe ebenso wie die Chinesen wieder wirtschaftsstrategisch zu denken und zu handeln. Blauäugige Beschwörungen der Freihandelslehre haben bei Partnern, die sich darum keinen Deut scheren, wahrhaftig ausgedient.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen