© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Haltungsnote
Raues Rezepte
Christian Schwiesselmann

Wer nach Rezeptvorschlägen für den neudeutschen Integrationssalat sucht, sollte sich nicht an die Theorien von Soziologen oder Migrationsforschern halten, sondern an Praktiker wie den Küchenchef Tim Raue. Der Sternekoch hat zu diesem unappetitlichen Thema ein opulentes Buffet anzubieten – statt des armseligen Eintopfgerichts der Multikulti-Ideologen.

Raue, der 2007 vom Restaurantführer Gault-Millau zum Koch des Jahres gekürt wurde, wuchs im Wrangelkiez in Berlin-Kreuzberg auf, wo sich der heutige 37jährige als einziger „Bio-Deutscher“ der prügelnden Straßengang „36 Boys“ anschloß. Dort beteiligte er sich selbst an Schlägereien und bezog zudem von Papa Raue Haue. So viel Anschaulichkeit prägt. Das Problem mit jugendlichen Gewalttätern sei, daß die Strafe nicht auf dem Fuße folge: „Es ist auch psychologisch wichtig, direkt zu belohnen, direkt zu bestrafen. Damit du sofort weißt: Wo geht es hin?“ erklärte Tim Raue jüngst im Berliner Stadtmagazin Tip.

Was die Integration betrifft, müßten die Deutschen die Suppe auslöffeln, die sie sich selbst eingebrockt hätten, ist sich der Inhaber eines Nobelrestaurants sicher. Er habe in elf Jahren zehn Schulen in drei Bundesländern durchlaufen, aber nirgendwo die deutsche Nationalhymne gelernt und nicht eine Unterrichtsstunde erlebt, in der Deutschland positiv dargestellt wurde. Wie wolle man eine anatolische Familie integrieren, „wenn wir den Stolz auf unser eigenes Land nicht weitergeben“, fragt Raue rhetorisch. Integration müsse man nicht nur vorleben, sondern sei „ein Stück weit auch aufzuzwingen“.

 In der Küche setzt er jedenfalls auf Autorität: Von seinen Lehrlingen erwartet der Meisterkoch, der 2008 zum kulinarischen Direktor im Adlon-Palais aufstieg, Ordnung, Sauberkeit und Disziplin.

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