© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/11 10. Juni 2011

Aufgeschnappt
Besondere Sprachstile
Matthias Bäkermann

Die Aufregung im linksextremistischen Lager war groß über die Resonanz des politisch motivierten Brandanschlags am Berliner Ostkreuz (JF 23/11), der die halbe Hauptstadt lahmlegte. Beleidigt meckerte man in einschlägigen Internetforen wie indymedia.org über den „Sprachstil einiger Berliner Presseerzeugnisse“, der „bedenkliche Formen“ annehme. So hatte das Boulevardblatt Berliner Kurier, das zuvor oft genug dadurch aufgefallen war, den linken Terror als Fehltritt „junger Protestler“ oder „militanter Atomkraftgegner“ kleinzureden, den Unmut mit seinem Bericht auf sich gezogen: „Sie sind wie Ungeziefer. Haß-Brenner kriechen nachts aus ihren Löchern, schleichen durch die Dunkelheit und zündeln, wo sie nur können ...“

In strenger Pose granteln die Autoren über diesen „NS-Stil“: Die Zeitung bezeichne „Menschen als Ungeziefer, eine nur in der NS-Ideologie vorkommende Gleichsetzung“. Dahinter stehe der „Traum vom Ausmerzen und Vernichten“. Szenetypische Aufrufe gegen Spekulanten und Polizisten wie „Heuschrecken töten“ oder „Pigs killen“ sind dagegen wohl nur ähnlich unbeschwert dahingesagt, wie es den Nachwuchsrevoluzzern der alte Lenin vormachte. Der spielte 1918 mit „der Säuberung der russischen Erde von allem Ungeziefer“ zwar nicht unbedingt auf Kammerjägerdienste an, hatte aber zumindest die Beglückung der Menschheit im Sinn. Universelles Bildungs- und Lebensprogramm

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