© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Wilhelm Imkamp. Der Prälat aus der Provinz ist der Popstar der konservativen Katholiken
Der schwarze Rächer
Manfred Günther

Er galt bereits nach dem unrühmlichen Abgang Bischof Mixas als Geheimtip. Nun hat man ihn als Kandidaten für die Nachfolge des erkrankten Berliner Kardinals Sterzinsky ins Spiel gebracht. Wilhelm Imkamp, seit einiger Zeit eine Art Popstar des katholischen Konservatismus: frech, launig und mitunter intellektuell. Dank seiner prononcierten wie leutseligen Art und dem Hang zu medienwirksamen Bonmots ist er immer öfter im Fernsehen zu sehen, dem Magazin der Süddeutschen war er kürzlich ein mehrseitiges Porträt wert, Henryk M. Broder besuchte ihn mehrmals für seine Porträts.

Dabei firmiert Imkamp seit 1988 lediglich als Direktor des kleinen Wallfahrtsortes Maria Vesperbild im Bistum Augsburg – doch dieses „lediglich“ hat es in sich. Der Kalender des Kirchenjahres bietet allerlei Gelegenheiten zur großen Inszenierung, und wenn Imkamp wie jüngst am Pfingstwochenende zu einem Woodstock der Volksfrömmigkeit ruft, dann kommen Tausende aus ganz Europa, um seine Predigten zu hören. Der Prälat hat Maria Vesperbild mit einer improvisierten Madonnengrotte inzwischen zu Deutschlands erfolgreichstem Wallfahrtsort gemacht – und sich selbst zur Ikone der konservativen Avantgarde seiner Kirche. Wenn Papst-Sekretär Georg Gänswein seinen fünfzigsten Geburtstag feiert, wenn Gloria von Thurn und Taxis mit der marianischen Glaubenskongregation auf Pilgerfahrt geht, dann führt die Prozession hierher. Und der Salzburger Weihbischof Laun, der als Speerspitze des von Ratzinger geprägten intellektuellen Erzkatholizismus gilt, predigte am Pfingstsonntag auch nicht in seinem Dom, sondern an der Seite Imkamps.

Munter und im schnurrenden Akzent seiner niederrheinischen Heimat verteidigt der 1951 geborene Prälat etwa die Heilige Inquisition, zeiht seine liberalen Kirchenbrüder der „Clerical Correctness“ und nennt den ökumenischen Kirchentag einen „Parteitag der Belanglosigkeit“. Da kocht das „Wir sind Kirche“-Milieu, und der zaghafte und salbungsvolle Rest der Konservativen staunt. Kein Wunder, daß die Kirchenlinke schäumte, als in Zusammenhang mit der Mixa-Nachfolge Imkamps Name fiel, wenn er auch dank intensiven Intrigierens seitens der Bayerischen Staatskanzlei, die wenig von der Trennung von Kirche und Staat hält, verhindert wurde.

Was die Bundeshauptstadt angeht, hier gilt das Preußenkonkordat: Somit kann Papst Benedikt, der als ausgemachter Imkamp-Freund bekannt ist und ihn bereits in die Kongregation der Heiligsprechungen berufen hat, nicht einfach bestimmen. Das Rennen dauert an und auch wenn nun der Regensburger Bischof Gerhard Müller in Führung liegen soll, für Imkamp gilt: „Ich will zeigen, daß traditioneller Katholizismus satisfaktionsfähig ist und moderne Antworten zu geben weiß!“ Sein Erfolg macht ihn zum Vorbild für Konservative auch anderer Lager, die von seiner Strategie lernen könnten.

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