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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/11 24. Juni 2011
Entschädigungszahlungen für vernichtetes Gemüse Mehr ging nicht: Die Experten des Bundesamtes für Verbraucherschutz, des Robert-Koch-Institutes (RKI), des Bundesinstitutes für Risikobewertung und des Friedrich-Löffler-Institutes ließen ihre Köpfe rauchen, um endlich die Wurzel allen Ehec-Übels zu finden. Das Fazit lautete: Warnung vor Sprossen, Entwarnung für Gurke & Co. Bleibt es dabei und verschwinden die Ehec-Keime wieder in die Versenkung, ist der Super-GAU eingetreten: Trotz der so hochstilisierten Transparenz in der Lebensmittelkette kann uns ein kleines Bakterium jederzeit und überall empfindlich in Aufruhr versetzen – unsere technisierte Gesellschaft hätte eine Achillesferse. Währenddessen stehen selbst die zertifizierten Gemüsebauern, die mit hohem Aufwand die Vorgaben zur Qualitätssicherung erfüllen, vor einem Scherbenhaufen. Die vorsorgliche RKI-Warnung vor Salaten, Tomaten und Gurken norddeutscher Felder, die vermeintlich als Ehec-Erregerquelle identifiziert wurden, blieb nicht ohne Wirkung. Kunden mieden diese Gemüsearten wie der Teufel das Weihwasser mit der Folge, daß Bauern ihre erntereifen Felder im wahrsten Sinne des Wortes in Grund und Boden stampfen mußten und Tonnagen der Bioverwertung überließen. Deren Wehklage und der Ruf nach monetärer Entschädigung sind verständlich, auch wenn manche Kritiker auf das Risiko des freien Unternehmertums verweisen – nach dem Motto: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“. Zeiten des Überflusses sollen magere Hungerjahre kompensieren. Gleichwohl geht es hier nicht um Ernteausfälle aufgrund wüster Wetterkapriolen, sondern um eine von staatlichen Institutionen geäußerte Proklamation mit den bekannten Folgen. EU-Agrarkommissar Dacian Cioloş hat den betroffenen Gemüsebauern 210 Millionen Euro aus einem Notfallfond zugesichert, die Hälfte der betriebsindividuellen Ertragsausfälle abzudecken – möglicherweise zu wenig zum Leben, und doch zuviel zum Sterben. |