© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/11 01. Juli 2011

Dieter Spethmann. Der Ex-Thyssen-Manager kämpft gegen den Euro-Rettungsschirm
Der Musketier
Rolf Dressler

Deutschland verschenkt seinen Wohlstand, dessen ist sich Dieter Spethmann sicher – und er will etwas dagegen tun. Es könnte ihm gleich sein, denn der ehemalige Thyssen-Manager hat seine Schäfchen im trockenen; ist es aber nicht, und deshalb greift der 85jährige gerne noch einmal zum Degen.

Im Bunde der Fünfte ist er, seit er sich im letzten Jahr dem durch die Griechenlandkrise bundesweit bekannt gewordenen Quartett der Euro-Kritiker Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling, Joachim Starbatty und Karl Albrecht Schachtschneider (JF berichtete) – auch als „die vier Musketiere“ apostrophiert – angeschlossen hat. Nun wird Karlsruhe kommenden Dienstag die Klage der Fünf gegen den ersten, temporären Euro-Rettungsschirm sowie gegen die Griechenlandhilfe mündlich verhandeln. Gegen den Ende März in Brüssel beschlossenen zweiten, permanenten Stabilisierungsmechanismus wollen sie vorgehen, sollten Bundestag und Bundesrat diesem nach der Sommerpause zustimmen. Denn für Spethmann ist klar: „Der Euro ist tot, weil keine der Realwirtschaft dienende Währung (mehr)“, er sei nur noch „Zwangsjacke und Herrschaftsinstrument“.

Geboren 1926 in Essen, gilt der Jurist und Volkswirt vielen als Vater des Transrapid, weil er die Anwendung dieser Thyssen-Technologie als erster protegiert und den Konzern modernisiert hat. Heute treibt den weitsichtigen Wirtschaftsmanager eine tiefe Sorge um, weil es der Politik aller Couleur erschreckend am wirtschaftlichen Gestaltungsvermögen und nötigen Sachverstand mangele: „Wir werden inkompetent regiert“, lautet sein Fazit.

Geprägt durch seine Wurzeln im Ruhrgebiet und sein unternehmerisches Wirken auf internationalem Parkett, läßt er kein gutes Haar an der Flut der „Finanzpakete“ und „Rettungsschirme“, die die Politik so eifrig schnürt und spannt. „Irrwitzig“ nennt er es, wenn eine Handvoll aktionistischer Regierungen – allen voran die EU-Führungsmacht Deutschland – maroden oder gar bankrotten Staaten kurzatmig irgendwie aus der Patsche zu helfen versucht. Und obendrein sei ja keiner dieser hektischen Beschlüsse wirklich demokratisch legitimiert, vielmehr verletzten sie die Grundrechte der Deutschen – ebenso übrigens wie die bestehenden europäischen Verträge.

Deshalb klagte Dieter Spethmann bereits 2009 gemeinsam mit Franz Ludwig von Stauffenberg und Peter Gauweiler vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den EU-Reformvertrag sowie 2010 erstmals mit den „vier Musketieren“ gegen die Milliardenkredite für das völlig desolate Griechenland. Denn einer Inflations- und Haftungsgemeinschaft „darf Deutschland gar nicht angehören, ja, es ist dann sogar verpflichtet, die Union zu verlassen“, resümiert Spethmann. Das, dazu ist er fest entschlossen, will er nun vor Gericht ausfechten – notfalls bis die Klinge bricht.

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