© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/11 01. Juli 2011

Hauptfach „Homo“
Schon in der Grundschule soll Kindern die „sexuelle Vielfalt“ eingeimpft werden
Felix Krautkrämer

Der 13jährige Lukas druckst nervös herum. Die ganze Sache ist ihm furchtbar unangenehm: Die Lehrerin hat ihm die Rolle des „Bauherrn“ zugewiesen. Nun soll er fünf Mitschüler (die „Bausteine“) pantomimisch anweisen, die Wörter „Homosexualität“, „Liebeskummer“ und „Weltgeist“ zu bilden. Die Klassenkameraden kichern, einige spotten. Lukas schwitzt und verflucht diejenigen, die ihm das eingebrockt haben. Was er nicht weiß: Die Verantwortlichen sitzen im Berliner Abgeordnetenhaus.

So wie Lukas könnte es nach den Sommerferien jedem Berliner Schüler ergehen, denn das fiktive Szenario findet sich als empfohlene Unterrichtsmethode in der vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg herausgegebenen Handreichung „Lesbische und schwule Lebensweisen“. Sinn der Übung ist es, die Schüler „nonverbal-kreativ“ mit dem Thema Homosexualität vertraut zu machen.

Die 173 Seiten starke Handreichung aus dem Jahr 2008 ist Teil einer Mitte Juni gestarteten Initiative zur Förderung der „Akzeptanz für sexuelle Vielfalt“ der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und enthält zahlreiche Unterrichtshilfen für Schüler ab der siebten Klasse. Diese sollen unter anderem Begriffe wie „Selbstbefriedigung“, „Orgasmus“, „Porno“ oder „Sado-Maso“ pantomimisch darstellen oder sich in Rollenspielen als homosexuell „outen“. So heißt es im Unterrichtsbeispiel 16: „Du bist Kemal, 25 Jahre. Du willst mit deinem Freund Peter eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Heute wollt ihr es deiner Mutter erzählen.“

In einer anderen Aufgabe müssen die Schüler ein „spannendes Wochenende“ für einen schwulen Cousin in Berlin planen. Ziel ist es, die „lebensgeschichtliche und gesellschaftliche Erfahrung von Homosexuellen (kulturelle und subkulturelle Lebensräume, Emanzipationsbewegung und -projekte, verschiedene sexuelle Ausdrucksformen)“ kennenzulernen. Laut der Handreichung eignet sich dafür besonders das Homosexuellen-Magazin Siegessäule – das zuvor allerdings auf nicht jugendfreie Anzeigen und Bilder durchgesehen werden sollte. Wie notwendig das ist, zeigt ein Blick in die aktuelle Ausgabe. Neben Anzeigen des „Dildoking Online Sexshops“, diversen Schwulenclubs und „Naked Sex Partys“ findet sich darin auch ein Plädoyer für „Outdoor Cruising“, worunter man in der Schwulenszene anonymen Sex mit fremden Männern in öffentlichen Parks versteht. „Diese Form des Herumkaterns“ sei für viele Schwule „ein Abenteuer, das sich von der Berechenbarkeit des Datings und den immer gleichen Ritualen von Darkrooms und Sex-Partys deutlich unterscheidet“.

 Herzstück der Siegessäule ist jedoch das ausführliche Monatsprogramm mit den Rubriken „Kultur“, „Party“, „Mix“, „TV“ und „Sex“, mit dessen Hilfe die Schüler ein „spannendes Wochenende“ planen sollen. Dadurch, so die Handreichung für Lehrer, würden die Schüler erkennen, daß das Freizeitverhalten von Lesben und Schwulen (in der Siegessäule wird hierfür neben unzähligen Sex- und SM-Partys auch eine „Fuck and Fist Parade“ beworben) „ebenso vielfältig und individuell verschieden ist wie das heterosexueller Menschen“. Gleichzeitig gewännen die Schüler einen Überblick über „Berlins lesbisch-schwul-bisexuelle und transgender Einrichtungen“.

Herunterladen kann man die Handreichung unter anderem auf den Anfang Juni ins Netz gestellten „Themenseiten zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg. Dieser wird im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg sowie des Berliner Bildungssenats vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg verantwortet. Auf der Seite finden sich auch weitere gleichgeartete Publikationen, wie die Handreichung „Gleichgeschlechtliche Beziehungen“ der Hamburger Schulbehörde, die Broschüre „90 Minuten für sexuelle Vielfalt“ vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg für den Ethikunterricht oder die Unterrichtshilfe „Geschlechterkonstruktion und Sexismus“ des Vereins „Gays and Lesbians aus der Türkei“ (GLADT). Letztere enthält ebenfalls verschiedene Vorschläge für pädagogische Fachkräfte, wie zum Beispiel „Sex-Activity“. Dabei sollen Schüler ab 14 Jahren verschiedene Begriffe pantomimisch darstellen („Sex“, „anmachen“, „Lesbe“), zeichnen („bisexuell“, „Homo-Ehe“, „Bauarbeiterin“) oder umschreiben („transsexuell“, „Transgender“, „Safer Sex“). Finanziert wurde das Projekt vom Berliner Integrationsbeauftragten. Dort wollte man sich allerdings auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT nicht zu den Methoden äußern. Auch über die Höhe der Fördermittel machte die Behörde keine Angaben.

Neben den „Themenseiten zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ wurde im Auftrag des Berliner Schulsenats auch ein Medienkoffer für Grundschulen zum Thema „Sexuelle Vielfalt“ erstellt. Dieser enthält mehrere Kinderbücher, mit denen die ABC-Schützen an das Thema Homosexualität herangeführt werden sollen. So dürfen sie in „König und König“ der Geschichte von einem Prinzen lauschen, der – anstatt Prinzessin Liebegunde zu heiraten – sich für deren Bruder Prinz Herrlich entscheidet und mit diesem glücklich zusammenlebt. Oder von der kleinen Luzie Libero, die ihren Onkel Tommy schrecklich gern hat und anfangs auf dessen Freund Günther eifersüchtig ist, am Ende aber erkennt, wie toll es ist, wenn man zwei Onkel zum Fußballspielen hat.

Zurückzuführen ist das Ganze auf das im April 2009 vom Berliner Abgeordnetenhaus einstimmig beschlossene Maßnahmenpaket „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“, zu dessen Umsetzung im Februar vergangenen Jahres vom Senat 2,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden. Davon sollen unter anderem entsprechende Unterrichtsmaterialien sowie Pflichtmodule für die Lehrerausbildung entwickelt werden, die sowohl Lebensweisen von „Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen, Transgendern und Intersexuellen“ als auch „Homophobie“ berücksichtigten.

Doch die Initiative trifft nicht überall auf Begeisterung: Der bildungspolitische Sprecher der Unions-Landtagsfraktionen, Hans-Jürgen Irmer (CDU), sieht in ihr einen nicht zu akzeptierenden Angriff auf Ehe und Familie. „Hier werden Kinder in perfidester Art und Weise manipuliert“, kritisiert Irmer gegenüber der JF. „Ich würde mir wünschen, daß mit dem gleichen Enthusiasmus in der Schule auch mal Werbung für die klassische Familie – Vater, Mutter, Kinder – gemacht würde. Denn nur diese Form des Zusammenlebens garantiert den Fortbestand unserer Gemeinschaft“, betonte der hessische Landtagsabgeordnete. Er wolle das Thema daher beim nächsten Treffen der bildungspolitischen Sprecher von CDU und CSU auf die Tagesordnung setzen.

Dies ist auch dringend notwendig, denn nicht nur Berliner Schüler sind von der Homosexuellen-Propaganda im Unterricht betroffen. Seit einiger Zeit gibt es in Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt mit dem Titel: „Schule ohne Homophobie – Schule der Vielfalt“, das sich stark an der Berliner Handreichung orientiert. Hier soll Homosexualität auch im Lateinunterricht behandelt werden. Anhand der Iphis aus Ovids Metamorphosen sollen die Schüler zu der Erkenntnis gelangen, „daß Frauen in der Vergangenheit Männerkleidung angelegt und als Mann gelebt haben, um lesbische Beziehungen führen zu können und mehr Rechte zu haben, als ihnen als Frauen zugestanden wurden“. Gefördert wird das Projekt vom Gesundheits- und Emanzipationsministerium.

In Baden-Württemberg vereinbarte die grün-rote Landesregierung Ende April im Koalitionsvertrag, „die Vermittlung unterschiedlicher sexueller Identitäten“ in den „Bildungsstandards sowie in der Lehrerbildung“ zu verankern. „In einem landesweiten Aktionsplan für Toleranz und Gleichstellung wollen wir Konzepte entwickeln, um Vorurteile abzubauen und Baden-Württemberg zu einem Vorreiter für Offenheit und Vielfalt zu machen“, heißt es im Kapitel „Weltoffenes Baden-Württemberg“.

Das Anliegen ist nicht neu. Bereits 2005 machte sich die linke Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen dafür stark, Homosexualität im Unterricht zu behandeln. In der Handreichung  „Lesbische und Schwule Lebensweisen – Ein Thema für die Schule!“ soll Zweitkläßlern Homosexualität als „frei gewählte selbstverständliche Lebensform“ vermittelt werden. Siebtkläßler sollen als Hausaufgabe bekannte Lesben und Schwule zusammentragen. In der Unterrichtshilfe werden dabei neben der Moderatorin Hella von Sinnen und dem Grünen-Abgeordneten Volker Beck auch Friedrich der Große, Michelangelo, Shakespeare und Leonardo da Vinci aufgeführt. Homosexualität selbst wird als eine Art Zusatzqualifikation beschrieben: als „Fähigkeit, Menschen des gleichen Geschlechts zu lieben“.

 

Für Kinder geeignet?

Schwule Lebensweisen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich seit Jahren dafür ein, Homosexualität verstärkt im Unterricht zu behandeln. Mit der Neuauflage der 45seitigen Handreichung wollte die GEW bereits 2005 dem „sehr engen Familienbegriff“ einiger Lehrpläne entgegentreten. Mit Erfolg: Grün-Rot plant in Baden-Württemberg, das Thema in die Lehrerausbildung aufzunehmen.

König und König

Die alte Königin ist müde. Nun soll ihr Sohn sie beerben. Doch der findet einfach keine passende Prinzessin. Weder die aus Grönland, noch die aus Texas oder Bombay können sein Herz erobern. Doch dann kommt Prinzessin Liebegunde und der Prinz verliebt sich – in ihren Bruder. Das Buch von Linda de Haan und Stern Nijland richtet sich an Kinder ab vier Jahren und soll nun Berliner Grundschüler begeistern.

Luzie Libero

Die schwedische Kinder- und Jugendbuchautorin Pija Lindenbaum thematisiert anhand der kleinen Luzie und ihres „süßen Onkels“ die Problematik, wenn Kinder liebgewonnene Personen plötzlich mit jemand Fremdes teilen müssen. In diesem Fall mit dem schwulen Freund des Onkels. Das Buch wird vom Berliner Schulsenat für den Grundschulunterricht empfohlen.

Siegessäule

Berlins „queeres“ Monatsmagazin versteht sich als Sprachrohr der Schwulen- und Lesbenszene.  Mit einer Auflage von knapp 50.000 Stück ist es Deutschlands größtes Homosexuellenmagazin. Neben Artikeln enthält die Zeitschrift auch einen Veranstaltungskalender mit Sexpartys für Homosexuelle. Mit diesem sollen Schüler ein „spannendes Wochenende“ planen.

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