© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/11 08. Juli 2011

Präimplantationsdiagnostik (PID)
Wann ist man ein Mensch?
Mechthild Löhr

Schicksalsentscheidung im Reichstag: Es geht um die Herrschaft über Leben und Tod. Sie meinen es doch nur gut mit den Müttern und Kindern, mit uns und unserer Zukunft, sagen Politiker. Die Tatsache, daß eine genetische Disposition immer wieder zur Geburt sogenannter „unerwünschter“, da behinderter Kinder führt, hat sie nicht ruhen lassen. Mit der Entscheidung des Parlamentes zur Präimplantationsdiagnostik (PID) fallen die Würfel, ob bundesweit diese Reproduktionstechnik angeboten wird.

Langsam kommen wir der „schönen neuen Welt“ näher, in der nur die geboren werden, deren gesunde Nützlichkeit bereits vor der Geburt getestet wurde. Fast 50.000 Frauen nehmen jährlich In-vitro-Fertilisation in Anspruch und erhoffen sich ihr „Wunschkind“. Die Prozeduren sind schwer belastend, oft langwierig und sehr teuer. Viele dieser Frauen gehören nicht mehr zu den Jüngsten, wenn sie sich zu diesem Schritt entscheiden. Nicht erstaunlich, daß sie effiziente Reproduktionsmedizin suchen. Sukzessive kommen Qualitätsmanagement samt Produktüberwachung – Alltag in Wirtschaft und Industrie – beim Menschen selber an.

Mindestens 130 mögliche Erbkrankheiten, natürlich auch Geschlecht und morphologische Qualität werden beispielsweise in England durch PID identifiziert. Für die Auswahl werden Zigtausende von Embryonen „produziert“, ein solcher Test (ver)braucht allein sieben bis neun Embryonen. In Deutschland stehen 120 Reproduktionszentren bereit, die auf ein wachsendes Neugeschäft hoffen, weil die Bereitschaft sinkt, auch behinderten Kindern das Recht auf Leben zu sichern. Spätabtreibungen von möglicherweise beeinträchtigten Kindern gibt es schon heute täglich.

Die PID-Befürworter wollen entscheiden, ab wann ein Mensch ein Mensch ist und ob dessen Leben lebenswert ist oder nicht. Embryonen wehren sich nicht. Andere verfügen über ihre Existenz, sprechen geringschätzig nur vom „Zellhaufen“. Warum dann überhaupt noch vage Grenzen bei der PID setzen? Denn wenn ein Embryo in der Petrischale tatsächlich kein Mensch wäre, könnten Politiker doch völlig unbesorgt dem Forschen zustimmen, ohne all die teuren Ethikkommissionen. Oder fürchten doch sogar jene die Konsequenzen, die sonst nur „gesunden“ Kindern das Lebenslicht gönnen wollen?

 

Mechthild Löhr ist Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL).

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