© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/11 08. Juli 2011

Blutiger Baron wieder zu haben
Ungern-Sternberg, der General der „Weißen“
Nils Wegner

Baron Robert Nikolai Maximilian von Ungern-Sternberg, als Sproß einer deutschbaltischen Adelsfamilie in Graz geboren, stieg mit 34 Jahren zum kurzfristigen Herrscher der Mongolei auf. Als fanatischer Gegner des Bolschewismus suchte er die roten Truppen mit waghalsigen Angriffen heim, ehe er – von seinen eigenen Offizieren verraten – in sowjetische Hände fiel und erschossen wurde.

Historisch blieb seine wohl unvergleichliche Lebensgeschichte bis heute außerhalb Asiens kaum erschlossen. 1938 erschien in Bremen jedoch eine belletristische Aufarbeitung: „Ich befehle!“ von Berndt Krauthoff wird von Interessierten noch immer als eine Quelle möglichst wirklichkeitsnaher Darstellungen herangezogen. Die ersten zwei Auflagen des Romans sind jedoch heute kaum mehr erhältlich. Dankenswerterweise hat der Regin-Verlag nun eine Wiederveröffentlichung des Krauthoff-Werks vorgenommen. In dem knapp 340 Seiten starken Buch findet sich neben „Ich befehle!“ noch das sehr rare Drama „Kreuzzug 1921“ von Michael Haupt, erschienen 1936. Der russische Historiker Sergej L. Kusmin setzt sich schließlich mit der Authentizität der vorangegangenen Texte auseinander; abgerundet wird sein Essay mit Kartenmaterial und historischen Fotos.

Krauthoffs Werk hält den Leser durch mitreißende Schilderungen in Atem. Immer nah am Geschehen, fühlt man sich unweigerlich in beißende Kälte und blutige Schlachten hineinversetzt. Auch gelingt ihm eine effektvolle Darstellung der mystischen Seiten des bekennend buddhistischen „Blutigen Barons“. Allerdings könnten entsprechende Textpassagen schnell verwirren; ärgerlich ist außerdem die oft zu knappe Abhandlung größerer Zeiträume.

In beiden Texten schwingt der streng antikommunistische Geist ihrer Entstehungszeit mit, doch dürfte dies angesichts des fanatischen Sowjethassers Ungern-Sternberg kaum kontrafaktisch sein. Die Werke gar als Propagandavehikel des Dritten Reichs zu bezeichnen wäre in jedem Fall zu einfach, wie auch Kusmin im Nachwort attestiert. Obgleich sie teilweise große künstlerische Freiheiten enthielten, böten sie doch einen interessanten Einblick in den Mythos Ungern-Sternberg und seinen verzweifelten Kampf für die Völker Asiens.

Bernd Krauthoff, Michael Haupt: Ich befehle. Kampf und Tragödie des Barons Ungern-Sternberg, Regin Verlag, Preetz 2011, gebunden, 336 Seiten, 19,95 Euro

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