© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/11 08. Juli 2011

Frisch gepresst

Präventivschlag. Als 1989, in den Nachwehen des „Historikerstreits“, Viktor Suworows „Der Eisbrecher: Hitler in Stalins Kalkül“ im renommierten Verlag Klett-Cotta erschien, war die Verlegenheit im zeithistorischen Establishment groß. Ein Werk, das behauptete, Stalins Rote Armee habe im Sommer 1941 zum Angriff auf das Deutsche Reich und Europa bereit gestanden, warf das politisch erwünschte Dogma vom deutschen „Überfall auf die friedliebende Sowjetunion“ über den Haufen, das sich als DDR-Exportartikel bei westdeutschen Historikern bis heute größter Beliebtheit erfreut. Suworow hingegen durfte seine weiteren Bücher zum Thema nicht mehr bei Klett-Cotta publizieren. Seine als „Märchen vom Präventivkrieg“ (B. Pietrow-Ennker) geächteten Arbeiten gelten unter den ihre primitiven Ideologeme pflegenden deutschen „Hofhistorikern“ (Chmelnizki) als nicht zitierfähig. Eine Diskussion darüber findet weitgehend nur im Ausland statt. Wie intensiv die aber geführt wird, ist dem von Dmitrij Chmelnizki edierten Sammelband „Die Rote Walze“ zu entnehmen. Darin setzen sich zehn russische, US-amerikanische und israelische Historiker sowie der Österreicher Heinz Magenheimer mit Suworows Thesen auseinander. (ob)

Dmitirij Chmelnizki (Hrsg.): Die Rote Walze. Wie Stalin den Westen überrollen wollte. Verlag Pour le Mérite, Selent 2011, gebunden, 286 Seiten, 25,95 Euro

 

Zukunftsvision. Nicht nur Stanley Kubrick war sich 1968 sicher, daß im Jahr 2001 Ausflüge ins Weltall zum Standard gehören. Die Enttäuschung wäre wohl groß gewesen, hätte der Visionär ahnen können, daß es nur zehn Jahre nach der „Odyssee im Weltraum“ bei der größten Raumfahrtnation nach Auslaufen des Shuttle-Programms gar kein tragfähiges Konzept von bemannter Raumfahrt mehr gibt. Das ist wohl das Dilemma aller Zukunftsprognosen. Der Wissenschaftsjournalist Ulrich Eberl stellt sich dennoch dieser ebenso reizvollen wie pikanten Aufgabe. Dabei konzentriert sich der promovierte Physiker mehr auf technische Innovationen als auf Gesellschaftsentwürfe. Zudem ist Eberl Kind seiner Zeit und entwirft – ähnlich dem von der Raumfahrt faszinierten „Sputnik“-Zeitgenossen Kubrick – Projektionen, die momentan oben auf der Menschheitsagenda stehen: also zur Energieversorgung und Ressourcensicherheit. (bä)

Ulrich Eberl: Zukunft 2050. Wie wir schon heute die Zukunft erfinden. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2011, gebunden, 240 Seiten, Abbildungen, 17,95 Euro

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen