© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/11 15. Juli 2011

Schönheit und Vielfalt
Monumente: Die Ausstellung „Magische Orte“ im Gasometer Oberhausen
Daniel Napiorkowski

Es gibt Orte, die faszinieren die Menschen schon seit jeher. Der Ayers Rock – auch Uluru genannt –, eine gewaltige Sandsteinformation in Australien, war bereits für die australischen Ureinwohner einer ihrer heiligsten Plätze. Ein anderer Ort ist etwa der Orakelkomplex von Delphi, eine zentrale Kultstätte der hellenistischen Welt, die auch heute noch unzählige Besucher anzieht. Das Gasometer in Oberhausen, Europas größter, inzwischen allerdings stillgelegter Scheibengasbehälter und zugleich das Wahrzeichen der Stadt, präsentiert im Rahmen der Ausstellung „Magische Orte – Natur- und Kulturmonumente der Welt“ bis zum 30. Dezember dieses Jahres auf drei Ebenen solche Orte, die aufgrund ihrer geographischen Lage, ihrer spirituellen Bedeutung oder schlicht aufgrund ihrer Monumentalität eine schier magische Kraft ausstrahlen.

Die erste Ebene widmet sich den Naturmonumenten: Großformatige Fotografien zeigen den Yellowstone-Nationalpark, den Nationalpark Torres del Paine, den Grand Canyon, den – nicht minder imposanten – Bryce Canyon, die Victoria-Fälle zwischen Sambia und Simbabwe und die Pongour-Wasserfälle in Vietnam, das Große Barriere-Riff, aber auch Kleinode wie etwa die Fredville Oak in Südengland, die wohl mächtigste Eiche Europas, und die auf über 500 Jahre geschätzte Gerichtseiche im Reinhardswald. Daneben werden mehrere Gesteine ausgestellt, etwa Bergkristalle sowie eine Blitzröhre aus der Lüneburger Heide.

Die zweite Ebene zeigt magische Orte, die der Mensch selbst errichtet hat. Besonders eindrucksvoll sind dabei jene Schöpfungen, die eine harmonische Symbiose mit ihrer Umwelt und der Natur eingehen: die Sphinx vor der Chephren-Pyramide in Ägypten, die Felsennekropole von Petra in Jordanien, die Ruinenstadt Machu Picchu in Peru und der Sacro Bosco, ein mit bizarren Gestalten und phantastischen Bauwerken ausgestatteter Park in der Nähe der italienischen Stadt Bomarzo. Andere Kulturmonumente beeindrucken eher durch das historische Gedächtnis, das ihnen innewohnt: die Freiheitsstatue von New York, der Eiffelturm von Paris, die Christusstatue in Rio de Janeiro und die Chinesische Mauer. Eine besondere Rolle spielen die heiligen Plätze der verschiedenen Religionen der Erde: die Pilgerstätte in Mekka, Klagemauer und Gebetskirche und Felsendom in Jerusalem, die Kathedrale Notre-Dame de Paris, der Kölner Dom, die Sagrada Familia in Barcelona und die monolithischen, in Basaltlava gemeißelten Felskirchen in Lalibela in Äthiopien.

Sicherlich ist die Bezeichnung „magischer Ort“ eine dehnbare; darüber, daß dieser Ort Berücksichtigung gefunden hat und jener nicht, wird man also ebenso streiten können, wie man es als politisches und als Eingeständnis an den Zeitgeist auffassen muß, daß das Holocaust-Mahnmal in Berlin gewürdigt wird, die Externsteine hingegen nicht.

Die Schwierigkeit einer Ausstellung wie dieser, die gewaltige Sehenswürdigkeiten rund um den Erdball thematisiert, liegt allerdings darin, daß sie die Ausstellungsstücke im wesentlichen auf Fotografien reduzieren muß. Zum Gelingen tragen also nicht nur die Exponate an sich, sondern auch die Atmosphäre rund um das Thema bei. Diese ist hier geprägt von dem typischen postindustriellen Charme des Ruhrgebiets: Das Gasometer ist dunkel und kalt – nicht ohne Grund macht die Internetseite darauf aufmerksam, daß man sich bei einem Besuch warm anziehen solle – und an allen Ecken sieht man noch Eisenstangen und dicke Schrauben. Dieser Kontrast zwischen Thema und Atmosphäre wird durch eine stimmungsvolle Klangkulisse auszugleichen versucht.

Die Hauptsensation der Ausstellung findet sich jedoch auf der dritten Ebene. Im Innenraum wird der hundert Meter hohe Luftraum des Gasometers von einem 43 Meter großen Regenwaldbaum, einer Kreation des Künstlers Wolfgang Volz ausgefüllt. Wechselnde Lichteffekte und entsprechende Klangkompositionen erzeugen ein durchaus stimmiges Schattenspiel. Natürlich ist der Baum aber nicht echt, sondern – und dies paßt zum Gesamteindruck der Ausstellung – aus schwerem, harten Kunststoff.

Die Ausstellung „Magische Orte – Natur- und Kulturmonumente der Welt“ ist bis zum 30. Dezember im Gasometer Oberhausen, Arenastraße 11, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Telefon: 02 08 / 8 50 37 30 www.gasometer.de

Foto: Pongour-Wasserfall in Vietnam: Über eine Reihe von Stufen stürzt das Wasser 25 Meter in die Tiefe; Nachgebildeter Regenwaldbaum im Gasometer Oberhausen: Schattenspiel

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