© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/11 15. Juli 2011

Tallinner Tagebuch
Blog: Politisch Unkorrektes aus der estnischen Hauptstadt / Deutsche Nachwuchsschriftstellerin seit Mai im früheren Reval
Lion Edler

Geschichten von der Meeresküste“ lautet das Motto der Veranstaltungen, mit denen Tallinn (Reval) seine Kür zur europäischen Kulturhauptstadt 2011 würdigt. Doch die Hauptstadt Estlands bietet auch in der Altstadt eine Vielzahl an kulturellen Sehenswürdigkeiten. Wer tiefer in die Seele der Stadt eintauchen möchte, muß sich im Blog der deutschen Journalistin Sarah Jana Portner umschauen. Die 1983 in Starnberg geborene „Stadtschreiberin“ – so heißt ein Stipendienprogramm des Deutschen Kulturforums Östliches Europa – beschäftigt sich seit langem mit der Geschichte Osteuropas. In Portners Internettagebuch erfährt der Leser alles rund um Kultur und Geschichte der Stadt, von Strandpforten über Kirchtürme bis zum Blumenfest „Lillefestival“.

Ein aktueller Beitrag widmet sich dem 70. Jahrestag der Deportationen, bei denen im Juni 1941 – kurz vor dem Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion – über 10.000 Esten ins Innere der Sowjetunion deportiert wurden. Die Flaggen Tallinns wurden anläßlich des Jahrestags des kommunistischen Terrors auf Halbmast gesetzt oder mit Trauerflor versehen, so Portner.

Die Esten sind bis heute reserviert gegenüber den Russen. „Es gab diesen Moment des Innehaltens, des Schauderns und Trauerns“, berichtet Portner über die Gedenkfeier.

Ein anderer Beitrag handelt von der Marzipanstube der ehemals deutschen Firma Kalev, deren Figuren zum Kassenschlager wurden. Diese Figuren waren so beliebt, daß sie sogar an den Hof des Zaren nach St. Petersburg geliefert wurden. Das Ende kam jedoch mit der Vertreibung der Deutschbalten, als auch der Inhaber der Traditionsfirma Estland verlassen mußte.

Stipendiatin Sarah Jana Portner stadtschreiber-tallinn.blogspot.com

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