© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/11 22. Juli 2011

Mathias Bröckers. Der 9/11-Skeptiker der ersten Stunde hat ein neues Buch geschrieben
Der Zweifler
Ronald Berthold

Wenn bekennende Kiffer Bücher über Weltpolitik schreiben, sollte man genauer hinschauen. Mathias Bröckers hat sich auf zwei Themen spezialisiert: auf Haschisch und ob die USA am 11. September 2001 die Zwillingstürme des Welthandelszentrums ausradiert haben.

Der 57jährige freie taz-Journalist, zweitweise Kolumnist der Zeit und Autor des Sender Freies Berlin, hat vor neun Jahren begonnen, durchaus berechtigte Fragen zu den Anschlägen von New York zu stellen. Sein Buch „Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11.9.“ wurde 2002 zum Bestseller. Jetzt, eine Dekade später, versucht er an den alten Erfolg anzuknüpfen: „11.9. – Zehn Jahre danach. Der Einsturz eines Lügengebäudes“ heißt das neue Buch, das er nun gemeinsam mit dem Autor Christian Walther im Frankfurter Westend Verlag veröffentlicht hat.

Ganz so „Top Secret“, wie es auf dem Titel steht, sind die Enthüllungen, die die Autoren verbreiten, jedoch nicht. Bröckers ist kein investigativer Journalist – und will es auch gar nicht sein. „Um an die Informationen in diesem Buch zu kommen, mußte ich weder über besondere Beziehungen verfügen, noch mich mit Schlapphüten oder Turbanträgern zu klandestinen Treffen verabreden – alle Quellen liegen offen. Sie zu finden, leistete die Internetsuchmaschine Google unschätzbare Dienste“, schrieb er 2002 zu Beginn seines Buches.

Der Hesse, der 1973 nach West-Berlin zog, um sich dem Wehrdienst zu entziehen, geht damit zweifelsohne die Gefahr ein, sich von Verschwörungstheoretikern aufs Glatteis führen zu lassen. Bei seinen heiklen Schlußfolgerungen sollte jedoch mehr als eine Internet-Zusammenfassung die Grundlage sein. Hier beginnt der eigentliche Journalismus: Das ergebnisoffene Überprüfen von Gerüchten.

Doch Bröckers weigert sich vor Ort zu recherchieren: „Wir haben keine Recherchereisen unternommen“, bekennt er auch in seinem neuen Buch. Begründung: Dies sei „Aufgabe eines Staatsanwaltes“. Diese Einstellung ist jedoch scheinheilig: Wenn andere nicht am Tatort recherchiert hätten, könnte Bröckers auch nicht deren Erkenntnisse abschöpfen.

Dennoch: Kritische Fragen zum 11. September zu stellen und für das internationale Establishment unangenehme Antworten zusammenzutragen muß erlaubt sein, ja ist sogar geboten. Daß Bröckers nun zum nahenden zehnten Jahrestag der Ereignisse auf sein publikumträchtiges Thema zurückkommt, dürfte allerdings wohl auch wirtschaftliche Gründe haben. Mit Büchern über Hanf, LSD und Absinth läßt sich eben auf Dauer kaum solcher Gewinn machen. Und die taz, zu der der ehemalige Kultur-Ressortchef nach einem politischen Zerwürfnis 1991 vor zwei Jahren zurückgekehrt ist, ist auch nicht gerade für üppige Honorare bekannt.

www.broeckers.com

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen