© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/11 22. Juli 2011

Hinter der Maske der Toleranz
… lauert der Rassismus: Thilo Sarrazin ist in Berlin-Kreuzberg wüst beschimpft und davongejagt worden
Ronald Berthold

Franz Schulz ist zu Recht Bürgermeister von Berlin-Kreuzberg. Denn der Grünen-Politiker ist die personifizierte Vorhut des toleranten Hauptstadtbezirks. Hier sind alle weltoffen. Hier ist es ganz okay, wenn nachts ein paar Autos brennen. Hier regt sich keiner wirklich darüber auf, denn man ist ja tolerant diesen jungen Leuten gegenüber.

Und diese Toleranten ruft der Herr Schulz dann auch gern einmal zusammen, wenn die Toleranz verteidigt werden muß – wie zum Beispiel gegen eine geplante Veranstaltung von Pro-Deutschland-Mitgliedern (JF 28/11) im Rathaus Kreuzberg.

Die Toleranz ihres Bürgermeisters haben die Kreuzberger so sehr verinnerlicht, daß sie sie auch dann praktizieren, wenn „der Franz“ sie gar nicht dazu aufruft. Wenn zum Beispiel Thilo Sarrazin durch den Bezirk geht, um sich mit Obst- und Gemüsehändlern auf dem sogenannten „Türkenmarkt“ zu unterhalten oder um in einem türkischen Edel-Restaurant essen zu gehen und mit dem Wirt zu plaudern. Dann äußert sich die Toleranz reflexartig in einem vielkehligen „Nazis raus!“

Die türkischstämmige Fernsehjournalistin Güner Balci (36) hatte den Autor des Bestsellers „Deutschland schafft sich ab“ gebeten, mit ihr für das ZDF einen Spaziergang durch die jeden Tag aufs neue gelebte Werkstatt der Toleranz zu machen. Und die Toleranz siegte: Sarrazin und Balci mußten ihren Rundgang vorzeitig abbrechen. Der Aufenthalt des früheren Berliner Finanzsenators in Kreuzberg endete durch einige Drohgebärden – und zwar im Namen des Miteinanders aller Kulturen der Welt.

Dummerweise hatten einige Ausländer anfangs einen Riesenfehler gemacht. Vermutlich aufgrund von Sprachproblemen verstanden sie das Wörtchen „Toleranz“ völlig falsch. Sie zeigten sich aufgeschlossen und diskutierten mit Sarrazin. Ihre selbsternannten deutschen Interessenvertreter belehrten sie aber glücklicherweise schnell, daß so etwas nun gar nicht geht. Damit strecke man doch der Intoleranz die Hand aus.

Unter „Sarrazin raus!“-Rufen wurde der Intolerante aus Kreuzberg „wie ein geprügelter Hund“ (Sarrazin) davongejagt. Eiligen Schrittes machte er den Stadtbezirk flugs wieder zu einem weltoffenen.

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