© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/11 / 12. August 2011

Frisch gepresst

Grenzenloses Wagnis. Der Medizinstudent Burkhart Veigel „wollte so vielen Menschen wie möglich helfen, und deshalb mußte ich einfach an meine Grenzen gehen“. Was lapidar klingt, war in Wirklichkeit ein unverschämt hochprofessionelles und riskantes Unternehmen, das unversehens zu einer 24-Stunden-Arbeit ausartete und zuweilen selbst die Raffinesse der Geheimdienste übertraf. Veigel hatte sich am 30. Oktober 1961 der Fluchthilfe von Detlef Girrmann und Dieter Thieme vom Studentenwerk der Freien Universität Berlin angeschlossen, die das Ziel hatte, die noch im Ostteil der Stadt wohnenden Studenten nach Westberlin zu schleusen. In fast allen der etwa 400 Fälle gelang die Flucht. Für Veigel indes hörte die humanitäre Verpflichtung nicht auf. Bis Ende der sechziger Jahre ermöglichte er rund 650 Menschen den Weg in die Freiheit und wurde damit zu einem der erfolgreichsten, vor allem aber einem der sichersten Fluchthelfer der Geschichte. Seine faktenreiche Erinnerung und Dokumentation gehört als Pflichtlektüre in den Geschichtsunterricht deutscher Schulen. (cd)

Burkhart Veigel: Wege durch die Mauer. Fluchthilfe und Stasi zwischen Ost und West. Edition Berliner Unterwelten, Berlin 2011, broschiert, 431 Seiten, 19,90 Euro

 

Siebenjähriger Krieg. Schon in den 1920er Jahren stuften scharfsinnige Außenseiter der Forschung wie der Wiener Kulturhistoriker Egon Friedell den Siebenjährigen Krieg einer „großen Koalition“ gegen das nur von England unterstützte friderizianische Preußen als den eigentlichen „Ersten Weltkrieg“ und nicht als „Dritten Schlesischen Krieg“ ein. Keine abwegige Einschätzung, bedenkt man, daß England dank seines preußischen „Festlanddegens“ sein Imperium in Amerika und Asien ausbauen konnte. Der Sammelband, den der in Marburg lehrende Frühneuzeitler Sven Externbrink mit neuen Beiträgen zur Geschichte des Völkerringens füllt, knüpft daher an diese „entgrenzende“ Deutung an. Zugleich setzt der Herausgeber mit diesen Untersuchungen eine vor 1945 sehr lebendige, danach abgebrochene deutsche Forschungstradition fort. Natürlich darf dabei auch die modische Kunst der Dekonstruktion nicht zu kurz kommen, der hier mit Béatrice Heusers Aufsatz über Friedrich II. und den „‘Mythos’ des großen Feldherrn“ Tribut gezollt wird. (ob)

Sven Externbrink (Hrsg.): Der Siebenjährige Krieg (1756-1763). Ein europäischer Weltkrieg im Zeitalter der Aufklärung. Akademie Verlag, Berlin 2011, gebunden, 296 Seiten, Abb., 79,80 Euro

 

Historisches Kalenderblatt

17. August 1991: Die Sarkophage der Preußenkönige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. werden nach Potsdam überführt. Nach über 205 Jahren wird damit dem Willen Friedrichs des Großen entsprochen, auf der Terrasse von Sanssouci beigesetzt zu werden.

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