© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/11 / 19. August 2011

Krisenrezepte von Habermas: Von wegen „herrschaftsfreier Diskurs“
Den Unionsbürger erziehen
(ob)

Jürgen Habermas, Sozialphilosoph und wohlversorgter Emeritus, ein reicher Mann gar, bemerkt zur Dauermisere der Euro-Zone bzw. der EU als solcher, daß augenblicklich „Probleme der Verteilungsgerechtigkeit“ aufkämen. Für unseren Denker kein Grund, an seiner postnationalistischen Heilslehre zu verzweifeln. Im Gegenteil: Dem „selbstdestruktiven Verhalten“ gewöhnlicher deutscher Staatszahler und ihrer „populistisch geschürten Ablehnung des europäischen Projekts“ müsse Paroli geboten werden. Wo doch das Internet und der Massentourismus nationale Grenzen ohnehin „porös“ gemacht hätten. Nur „der Rechtspopulismus“ halte noch an „nationalen Großsubjekten“ fest (Blätter für deutsche und internationale Politik, 8-2011). Der auf „Transnationalisierung“ abonnierte Theoretiker des „Strukturwandels der Öffentlichkeit“ setzt gegen diese Gefahr vielleicht nicht ohne Hoffnung auf „die Medien“. Sie hätten den agitatorischen „Lernprozeß“ in Richtung „supranationale Solidarität“ anzukurbeln. Der Philosoph, der sich bei seinen letzten Podiumsdiskussionen als „ökonomisch inkompetent“ bekennen mußte, sieht jedoch „die Medien“ in der Pflicht, aus Deutschen oder Finnen „Unionsbürger“ zu machen. Die würden dann die grundgesetzliche „Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse“ gern umsetzen und finanzieren. (ob)

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