© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/11 / 19. August 2011

Im Interesse Washingtons
Guttenberg und der „Transatlantizismus“
Werner Becker

Die American Academy wurde 1994 in Berlin von Richard C. Holbrooke zur Verbesserung der deutsch-amerikanischen Verständigung gegründet. Man nennt dieses Bestreben „Transatlantizismus“. Wichtige deutsche Politiker fördern dieses Ziel. Unter anderem der gefallene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.

An sich sind das alles harmlose Neuigkeiten, jedoch legt Friederike Beck in ihrem Buch „Das Guttenberg-Dossier“ offen, wie gefährlich das Bestreben nach guten Kontakten zu den USA ist. Der „American Council on Germany“ ist ebenfalls ein Gremium um die „deutsch-amerikanische Freundschaft“ zu stärken. Er bildet politisch aufsteigende „Young Leader“ aus, unter anderem auch Guttenberg, um US-Interessen „als im Prinzip deckungsgleich mit den Interessen der Deutschen bzw. Europäer zu definieren“. Für dieses Ziel wurde bereits zuvor viel Geld von den USA bereitgestellt. So finanzierte die Ford-Stiftung den „Congress for Cultural Freedom“, der sich um die Anwerbung besonders Linksintellektueller bemüht. Jedoch wurde 1966 aufgedeckt, daß der Congress durch die CIA instrumentalisiert und finanziert wurde, aber eine Umbenennung der Institution wendete die Aufregung ab.

Die CIA taucht auffällig oft im Zusammenhang mit dem Transatlantizismus auf. Beck erklärt und beschreibt die verschiedenen Organisationen zur Förderung des Transatlantizismus und nennt die entscheidenten Personen. Henry Kissinger ist Beck zufolge der „Chef-Transatlantiker“ an dessen Seite sich auch zu Guttenberg gerne zeigte. Auch Angela Merkel, ebenfalls erfolgreiche Teilnehmerin des „Ausbildungsprogramms“ der American Council on Germany, sei mit ihrer Anpassungsfreudigkeit eine hoffnungsvolle Multiplikatorin. Beck suggeriert, daß Deutschlands Eliten beinahe vollständig von der US-Politik beeinflußt werden, handfeste Belege dafür bleibt sie oft jedoch schuldig.

Am Ende des Buches kommt Beck auf Guttenberg zurück, der in seinen Reden oft die Unterdrückung „antiamerikanischer Reflexe“ forderte. Beck ist sich sicher, daß diese US-Marionette ungeachtet seiner neuen Wohnortes in den USA früher oder später zurück in die deutsche Politik kommen wird.

Friederike Beck: Das Guttenberg-Dossier. Das Wirken transatlantischer Netzwerke und ihre Einflußnahme auf deutsche Eliten. Verlag Zeitgeist Print & Online, Ingelheim 2011, broschiert, 220 Seiten, 16,90 Euro

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