© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/11 / 26. August 2011

Die Linke, die Mauer und Fidel Castro
Domestizierung verweigert
Matthias Bäkermann

Die Aufregung ist groß. Das Vorstandsduo der Linkspartei hat „dem lieben Genossen Fidel“ Castro in Havanna zum 85. Geburtstag eine Ergebenheitsadresse zukommen lassen. Der kubanische „Máximo Líder“ könne „voller Stolz auf ein kampferfülltes Leben und erfolgreiches Wirken zurückblicken“, er sei „Orientierungspunkt für viele Völker der Welt“, blablabla.

Herrje! Die peinliche Lobhudelei, die Genossin Gesine Lötzsch dort in bester Politbüro-Manier vom Stapel läßt, dürfte einzig dadurch hervorstechen, daß sich ihr Wessi-Tandem Klaus Ernst in realsozialistischem Stil mittlerweile als gelehriger Schüler erweist. Ansonsten paßt doch alles ins ideologische Konzert. Ebenso wie das jahrelang durch parteifinanzierte Anzeigen gepäppelte Hausblatt Junge Welt, das sich just artig für die Mauer und den Stasi-Knast Hohenschönhausen bedankt hatte. Sich darüber zu echauffieren oder ein gleichzeitiges Bekenntnis zu Demokratie oder Menschenrechten zu erwarten, ist fast so töricht, wie sich über das Knurren des Hundes zu wundern. Hund bleibt Hund und Linker bleibt Linker – Domestizierung gelingt eben nicht immer. Pikant an der „Affäre“ ist allenfalls, daß diejenigen, die am empörtesten Distanzierung und Gesinnungsverbiegung einfordern, die Linken sonst für koalitionsfähig halten und sie allzugern „ins Boot der Demokraten“ holen, wenn es um den „Kampf gegen Rechts“ geht.

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