© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/11 / 26. August 2011

Lesereinspruch
Zu: „Mit dem Latein am Ende“ von Dieter Stein (JF 34/11)

Dieter Steins Klage über den „zügellos entfesselten Kapitalismus“ scheint mir nicht gerechtfertigt, schon gar nicht mit Blick auf die von Pankraz angeprangerten Leerverkäufe. Sind diese doch das Korrektiv überbewerteter Aktien: Sie lassen Kurse sinken und mitunter eine Blase platzen.

Wenn Politiker Leerverkäufe als „Wetten auf fallende Kurse“ verhindern wollen, Wetten auf steigende Kurse aber nicht, dann setzen sie auf ewiges Blasen-Wachstum oder denken nur bis zum Ende ihrer Amtszeit. Prekär wird dieser Sachverhalt, weil Privatisierungen, kapitalgedeckte Renten- und Krankenversicherungen und der Globalisierungsprozeß die Macht der internationalen Finanzmärkte steigern. Da diese Entwicklung von steigenden Kursen lebt, bedarf sie der „sabotierenden“ Leerverkäufe, die als Notbremse fungieren; sie zu verbieten, verkleinert das Problem nicht, sondern vergrößert es.

Wer Finanzspekulation nicht mag, möge seine Kraft in eigenen Nachwuchs stecken. Und wenn er dann noch Geld übrig hat, in Schrebergärten oder Ackerland.

Holger Schleip, Birkenfeld

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