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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/11 / 26. August 2011
Verstörendes aus dem Untergrund Für den linken Straßenterror liegt der Strand seit 1968 unter dem Pflaster. Wie, wenn es umgekehrt wäre? Im Jugendwiderstandsmuseum in der Galiläa-kirche in Berlin-Friedrichshain, in direkter Nachbarschaft jenes Hauses, das unlängst durch ein Großaufgebot der Polizei geräumt wurde, zeigt sich die Absurdität des Wirklichen in einer Exposition über die Poesie des DDR-Samisdat von 1979 bis 1989, die zuletzt in New York präsentiert wurde, und hier – bevor es weiter nach Basel geht – Station macht. So passend der hiesige Rahmen scheint, so spärlich sind indes die Exponate, darunter Einladungskarten von obskurer Originalität, eine Arbeit des Mail-Art-Pioniers Joseph W. Huber und Blätter einer Siebdruck-Edition von A. R. Penck. Um so verdienstvoller ist der vom Kurator und Verleger Thomas Günther herausgegebene begleitende Katalogband „Poesie des Untergrunds“ (Edition Galerie auf Zeit), der eine chronologische Zwischenbilanz zieht. Diese besticht gerade durch ihren reduzierten Stichwort-Charakter, etwa zu der legendären Figur des radikalen Punkdichters und dadaistischen Terroristen „Matthias“ BAADER Holst, den Dichterfreund Peter Wawerzinek in einer Apotheose würdigt, die – wohl nicht zufällig – an die Worte Manfred Krugs erinnert, mit denen dieser die Ausbürgerung Wolf Biermanns kommentierte. Wie es das Schicksal will, ist auch hier der Abschied ein Neubeginn. Wenn am 8. September die Ausstellung schließt, eröffnet zeitgleich – im exilierten Künstlerhaus Bethanien – eine Schau zu dem am Tag der deutschen Währungsunion verstorbenen BAADER unter dem sinnfälligen Titel: „all die toten albaner meines surfbretts“. Der vom MfS zum intellektuellen Skinhead erklärte Bürgerschreck veröffentlichte damals verstörende Zeilen für das Heute: „kein mensch seit ghaddafi hat das recht auf zwei hände zum anfassen IM NAMEN DES FORTSCHRITTS!“ www.poesiedesuntergrunds.de |