© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/11 / 26. August 2011

Selbstkritik, was ist das?
Geburtstagsbuch: Panorama wird 50 Jahre alt und feiert sich selbst / Redaktion ist schwer begeistert von der eigenen Leistung
Lion Edler

Wenn eine ARD-Journalistin ein Buch über ihre Sendung mit dem Titel „Die Unbequemen“ versieht, dann ist das ja schon Realsatire. Anja Reschke von Panorama hat das nun fertiggebracht. Die Sendung ist wegen ihres oft unterirdischen Stils (Eigenwerbung: „Krawallfernsehen mit Anspruch“) und ihrer Einseitigkeit so berüchtigt, daß manche Zuschauer während der Teilung glaubten, sie käme „von drüben“. Insofern wundert es nicht, daß Reschkes Schönreden der Panorama-Vergangenheit an die Realitätsverdrängung von Politikern der Linkspartei erinnert.

Einen Panorama-Bericht aus den sechziger Jahren etwa beschreibt Reschke mit den Worten, der Redakteur untersuche in dem Beitrag „vor allem die Nähe der CDU zur NPD“. Der Bericht endete mit dem fragwürdigen Satz: „Die NPD kann mit der CDU zufrieden sein.“

In einem anderen Bericht zum Mauerbau habe Panorama dem Springer-Konzern „indirekt“ vorgeworfen, „für den Bau der Mauer mitverantwortlich zu sein“, so Reschke. Für sie ist dies offenbar kein Grund zur Selbstkritik, denn sie schreibt stolz: „Der Bericht endet fulminant, er traf mitten ins Herz.“ Einen weiteren Film aus den 60er Jahren kommentiert die 38jährige so: „Die sonst für die Sendung übliche demagogische Kommentierung des Gezeigten und der Schaum vorm Mund fehlten diesmal.“ Ziemlich offen sagt sie also, daß sie seit Jahren eine demagogische Hetzsendung moderiert und sich noch nicht einmal dafür schämt.

Anja Reschke: Die Unbequemen, Redline Verlag, gebunden, 2011, 219 Seiten, 19,99 Euro

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