© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/11 / 26. August 2011

Wenig soziologische Überraschungen im Europäischen Werte-Report
Auflösung des Herkömmlichen
(wm)

Ende November 2011 offeriert die Netzseite der „European Value Study“, einem informellen Zusammenschluß von Sozialwissenschaftlern aus der EU, die Ergebnisse eines so internationalen wie teuren Forschungsprojekts, das die „Werte“ der Europäer untersucht. Dabei verfährt man geographisch großzügig und gemeindet Armenien und Aserbaidschan gleich mit ein und dehnt Europa damit bis an die iranische Grenze aus. Das ist nach den Befragungen von 1981, 1990 und 1999 bereits die vierte Datenerhebung. 2008 in Angriff genommen, liegen die Ergebnisse jetzt vor. Die offizielle Präsentation muß man jedoch nicht abwarten. Manche wissenschaftliche Zeitschrift und das Weltnetz natürlich gewähren heute schon Einblick in die wenig spektakulären Befunde. Es scheint sich restaurative Metternich-Stimmung über dem Kontinent auszubreiten. Vermeldet doch die Studie, daß keine „starken Entwicklungen“ mehr seit 1990 und 1999 zu registrieren seien. Überall im Süden und Osten Europas setze sich der „Modernisierungsprozeß“ fort. Da hier die Länder mit dem niedrigsten Einkommen und den tradionellsten Wertorientierungen lägen, schreite also der Prozeß der Auflösung des Herkömmlichen voran. Eine „interessante Gegenbewegung“ sei allerdings in Osteuropa zu beobachten: die dort revitalisierte Religiosität. (wm)  www.atlasofeuropeanvalues.eu

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