© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Medialer Wirbel um den Rücktritt von Apple-Chef Steve Jobs
Eine Welt für sich
Bernd-Thomas Ramb

Steve Jobs, der Mitbegründer der US-Firma Apple, hat seinen Rücktritt als Vorstandsvorsitzender erklärt. Der Gesundheitszustand ließ dem 56jährigen Computer-Pionier, der seit 2004 mit einem Krebsleiden zu kämpfen hat, offensichtlich keine andere Wahl. Die Kommentare neigen daher zu Nachrufen, die insbesondere die Verdienste Jobs’ bei der Entwicklung der jüngsten Apple-Produkte herausstellen. Dabei wird die Regel für Reden über Verstorbene eingehalten: Nichts, wenn nicht Gutes. Steve Jobs aber lebt und will als Aufsichtsratsvorsitzender weiterhin die Firma ausrichten.

Es ist daher durchaus angebracht, zum Rückzug von Jobs aus der Geschäftsführung kritische Rückschau zu halten und bei dieser Gelegenheit einige Mißverständnisse auszuräumen. Das betrifft vornehmlich die jüngeren Produkte des Börsenlieblings Apple, die alle mittlerweile den Nimbus als technologische Vorreiter genießen: Der iPod als erster Musik-Spieler, das iPhone als erstes „Smartphone“ mit Sensorbildschirm, das iBook als erster Miniklapprechner und das iPad als erster Tablet-PC mit Bildschirmtastatur. Richtig daran ist der exzellente Stil dieser Geräte und die stets spektakuläre Markteinführung. Aber ein Urhebermonopol besitzen sie keineswegs.

Die vielen „Nachahmer“ der i-Familie können weitgehend auf freie oder eigene Urheberrechte zurückgreifen. Gerade Jobs würde sofort den Klageweg beschreiten, wenn dem nicht so wäre. Die aktuelle Klage von Apple gegen HTC (Taiwan) und Samsung (Südkorea)auf Urheberrechteverletzung ist nur ein Beispiel. Umgekehrt muß sich Apple selbst gegen Vorwürfe erwehren, wie etwa von HTC oder der des Microsoft-Mitbegründers Paul Allen, der seine Eigentumsrechte bei der von Apple verwendeten Web-Software verletzt sieht. Das allseitig muntere Hauen und Stechen in der Computerwelt verdeutlicht: Apple ist nicht die Mutter aller Innovationen.

In einem Punkt hat sich Jobs allerdings tatsächlich ein Monopol für sein Unternehmen erworben: Die Abschottung seiner Produkte vor fremder Hard- und Software. Diese Eigenart pflegte Jobs schon bei der Entwicklung seiner ersten Computer in den siebziger Jahren. Sein kongenialer Gegenspieler Bill Gates vertritt die konträre Position. Von Microsoft entwickelte Betriebssysteme öffneten sich stets für alle Hardwareentwicklungen. Apple-Software läuft dagegen nur auf Apple-Geräten, und Apple-Geräte vertragen nur Apple-Software.

Die Abschottung der Apple-Produkte vor jeglicher Konkurrenz ist eine Lebensphilosophie von Steve Jobs. Seine elitäre Denkweise begrenzt jedoch seine Produkte zwangsläufig auf einen elitären Kundenstamm. Das schmälert keineswegs seine genialen Verdienste. Ob er diese Einstellung aber künftig und in seiner neuen Position beibehalten kann und will, bleibt abzuwarten.

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