© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Meldungen

Deutsche Farbstoffe: Vom Purpur zur Solarzelle

WEINHEIM. Bunt muß Kleidung nicht sein. Und doch hat das luxuriöse Bedürfnis, Stoffe zu färben, im 19. Jahrhundert die industrielle Revolution befeuert. Die Entdeckung der Teerfarbstoffe legte den Grundstein für die nach 1870 aufblühende Farbenindustrie. Bereits 1900 stammten 80 Prozent der weltweit produzierten Teerfarbstoffe aus deutschen Fabriken. Hauptabnehmer war die Textilbranche. Diese Ausrichtung der Farbenindustrie hat sich seither fundamental geändert, wie der historische Überblick Horst Hartmanns (TU Dresden) zeigt (Nachrichten aus der Chemie, 7-8/11). Neue Anwendungen für Erdöl-basierte Farbstoffe fanden sich schon vor dem Ersten Weltkrieg in der Fototechnik. Farbstoffe mit Emittereigenschaften revolutionierten die Biochemie und die medizinische Diagnostik. Ihren jüngsten Einsatz erlebten Farbstoffe als Lichtwandler in organischen Solarzellen. Die Kehrseite: Steigende Anforderungen machen Farbpigmente und -stoffe immer komplizierter. Das treibt den Weltmarktpreis für Tonerfarbstoffe genauso wie für Leuchtdioden. (wm)

 

CERN: Klimamodelle müssen revidiert werden

GENF. Die Klimamodelle, die einen dramatischen Temperatur­anstieg voraussagen, müssen revidiert werden. Daß Seesalzpartikel, Sandstaub, Schwefelsäure oder Ammoniak in der Atmosphäre und so verursachte Wolkenbildung die globale Erwärmung bremsen, war bekannt. „Wir haben herausgefunden, daß kosmische Strahlung die Bildung von Aerosolen in der mittleren Troposphäre und darüber signifikant verstärkt“, erklärte Jasper Kirkby vom Forschungszentrum CERN bei Genf, der dort mit Kollegen die CLOUD-Wolkenkammer für Experimente nutzt. „Aufgrund dieser ersten Resultate von CLOUD ist nun klar, daß die Beschreibung der Aerosolnukleation in Atmosphären- und Klimamodellen revidiert werden muß“, meint Joachim Curtius vom Institut für Atmosphärenforschung an der Goethe-Universität Frankfurt (Nature 476, S. 429–433). (li)

 

Umweltschützer gegen Brüsseler Agrarpolitik

STUTTGART. Der Naturschutzbund (Nabu) hat den EU-Etatentwurf 2014/20 scharf kritisiert (Naturschutz und Landschaftsplanung, 8/11). Die EU-Kommission habe sich der Wirtschaftslobby gebeugt und nichts zum Abbau umweltschädlicher Subventionen getan, so Nabu-Präsident Olaf Tschimpke. Die Agrarsubventionen (58 Milliarden Euro) sollen dabei wie bisher verteilt werden. Allein zum Schutz der Artenvielfalt wären aber jährlich eine Milliarde Euro nötig. Ginge der Artenschwund weiter, koste dies selbst nach Einschätzung der EU-Kommission Europas Volkswirtschaften bis 2050 etwa eine Billion Euro. (ck)

 

Erkenntnis

„Hochaktive Erdbebenregionen sind wie Magnete für den Menschen. Oft sind sie küstennah oder besitzen Vulkane, die mittelfristig für sehr fruchtbare Böden sorgen. In Regionen, die von der Natur benachteiligt sind, wohnt kaum jemand.“

Benjamin Hennig, Uni Sheffield

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