© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/11 / 16. September 2011

Burkard Dregger könnte im Berliner Wahlkampf das As im Ärmel der CDU sein
Der Sohn
Ronald Berthold

Eigentlich ist er kein Politiker, sondern Rechtsanwalt. Man mag hoffen, daß nur deshalb von Burkard Dregger im Wahlkampf um das Berliner Abgeordnetenhaus so wenig zu hören ist. Der 47jährige tritt zwar erstmals als Kandidat für die Berliner CDU an, noch aber verdient er sein Geld ausschließlich mit seiner Kanzlei in der Hauptstadt.

Der in Fulda geborene Sohn des legendären Unionsfraktionschefs im Bundestag, Alfred Dregger, steht für Positionen, die in der CDU lange nicht mehr zu hören waren. Die deutsche Leitkultur etwa ist seine Leitidee, über die er leidenschaftlich gern spricht. Ausländerpolitik heißt für ihn, wir müssen „unsere Kultur durch Integration sichern und erhalten“.

Würde die Berliner CDU ihrem Landesvorstandsneuling im Wahlkampf eine Bühne bieten, würde sie eine Identität erhalten. Denn bis jetzt kann niemand erklären, was die Partei von SPD und Grünen unterscheidet. Daher liegt sie in Umfragen zu Recht auch nur auf Platz drei.

Dregger könnte das ändern. Er thematisiert die Punkte, die Berlinern wirklich auf den Nägeln brennen. Den Islam bezeichnet er als „politische Ordnung mit Herrschaftsanspruch, die den Grundwerten unserer freiheitlichen Ordnung diametral entgegensteht“.

Der einstige Berliner Spitzenkandidat Frank Steffel hat Dreggers Potential erkannt: „Er vertritt mutig klare Positionen“, sagt der heutige Bundestagsabgeordnete. Würde die Partei Dreggers Aussagen marketingmäßig klug mit dessen Elternhaus verbinden, wäre Aufmerksamkeit garantiert. Doch es ist merkwürdig still geworden um den bekennenden Katholiken und Vater dreier Kinder. Je näher der Wahltag am 18. September rückt, desto mehr gerät in Vergessenheit, daß die Union mit ihm noch einen Joker in der Hinterhand hält, der Konservative an die Urnen ziehen könnte.

Vor einem Jahr zeigte Dregger, daß er erkannt hat, wo die einzige Chance seiner Partei bei der Berlin-Wahl liegen wird: „Die Frage lautet nicht Wowereit oder Künast, sondern links oder CDU.“ Doch eine solche Positionierung würde voraussetzen, daß die Hauptstadt-Union sich klar von den Grünen abgrenzt und die rechte Flanke abdeckt. Doch daran ist niemandem im Vorstand gelegen. Die einzige Machtoption sieht die CDU in einer Rolle als Juniorpartner der Ökopartei. Denn Grün-Schwarz wird es nur unter dieser Bedingung geben.

Daher drängt sich der unangenehme Verdacht auf, die Berliner CDU könnte ihm einen Maulkorb verpaßt haben – des lieben Friedens willen mit dem möglichen Koalitionär. Daraus wiederum ergibt sich die Frage, warum sich Dregger in einer Partei der Beliebigkeit engagiert. Offenbar braucht er noch Zeit, um zu erkennen, daß es die Union seines Vaters nur dem Namen nach noch gibt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen