© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Deutschland-Besuch des türkischen Präsidenten
Zu Gast bei Lakaien
Michael Paulwitz

Gern läßt sich ein orientalischer Potentat zur huldvollen Visite bei Lakaien herab, die sich allzeit willig abschöpfen und ausnutzen lassen und dafür auch noch artig „danke“ sagen. Gleich vier Tage weilte der türkische Präsident Abdullah Gül auf Staatsbesuch in Deutschland und ließ die Muskeln spielen.

Das deutsche Einwanderungsrecht verdammt der Repräsentant des ausgewiesenen Menschenrechtsparadieses Türkei und fordert sperrangelweit offene Türen für türkische Zuwanderer, die er als verlängerten Arm Ankaras betrachtet; Amtskollege Wulff antwortet mit einer Schmeichelhymne jenseits jeder Realität auf Güls Landsleute in „Almanya“ als Wohlstandsbringer.

Gönnerhaft gesteht Gül Deutschland zu, wirtschaftlich ebenso bedeutend, wenn auch nicht so „dynamisch“ zu sein wie die Türkei, die wiederum außenpolitisch mindestens so einflußreich sei wie die ganze EU zusammen. Wäre es da nicht besser, die EU träte gleich der Türkei bei? Gül tritt als Sendbote einer kommenden Vormacht auf, die das alte Europa demnächst beerben will. Die deutsche Unterwürfigkeit bestärkt ihn noch in seiner Überheblichkeit. Vollmitglied im Brüsseler Club oder nicht, mit zweieinhalb Millionen Landsleuten als fünfte Kolonne hat die Türkei den derzeit noch gewichtigsten EU-Mitgliedstaat in der Hand und weiß das auch ganz genau.

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