© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Daniel Pipes. Der Amerikaner ist Lobbyist für US-Islamkritik in Europa
Der dritte Mann
Martin Böcker

Nicht zum ersten Mal sprach der holländische Islamkritiker Geert Wilders unlängst auf einer Wahlkampfveranstaltung von „Die Freiheit“ in Berlin (JF berichtete). Schon im letzten Oktober war er zum Gründungskongreß der Partei des CDU-Dissidenten René Stadtkewitz in der deutschen Hauptstadt eingeladen (JF 41/10) – und ebenfalls zu Gast war er: Daniel Pipes.

Der 1949 in Boston geborene Historiker gilt als einer der wichtigsten Islamismus-Kritiker in den USA. Die Aufsätze seines Blogs werden in 35 Sprachen, darunter Deutsch, übersetzt, elf Bücher hat er bislang geschrieben, und seine Kolumnen erscheinen ebenso in der Washington Times wie in der Jerusalem Post oder Springers Welt.

1990 gründete Pipes das „Middle East Forum“ in Philadelphia, das für US-Interessen im Mittleren Osten wirbt. Das MEF schlägt seine Schlachten dabei an drei Fronten: Wissenschaftliche Forschung, Lobbyismus und die Unterstützung von tendenziell islamkritischen Autoren, Aktivisten und moderaten Moslems weltweit. Zwei Millionen Dollar stehen jährlich für die Auslandsarbeit bereit – die zum Teil auch nach Europa fließen.

Dabei hat Pipes nicht nur mit einem fernen Feind zu kämpfen: Das linksliberale „Center for American Progress“ etwa wirft ihm vor, mit „Islamhetze“ viel Geld zu verdienen. Immerhin hätten sieben US-Stiftungen zwischen 2001 und 2009 mehr als 42 Millionen Dollar an Islamkritiker wie Pipes gespendet. Dieser reagierte gelassen: Einiges in der Studie sei richtig, anderes falsch. Zum Beispiel habe die Stiftung „Donors Capital Fund“ nicht 2,3 Millionen Dollar ans MEF gespendet – sondern 2,6.

Immer wieder betont Pipes, daß er nicht den Islam, sondern den Islamismus bekämpfe. Wer da nicht unterscheide, sich auf Moscheen, Minarette und Kopftücher konzentriere, argumentiere primitiv, erklärte er der Neuen Zürcher Zeitung. Darum sei auch Geert Wilders Agenda „bizarr und nicht ernst zu nehmen“. Trotzdem betrachtet Pipes, wie er gegenüber dieser Zeitung erklärt, Wilders als wichtigsten europäischen Politiker und Verbündeten – auch wenn er dessen Deutung des Islams widerspreche. „Die Freiheit“ habe noch einen langen Weg vor sich. Jedoch könnte sie in Zukunft eine wichtige Rolle in der deutschen Politik spielen, so Pipes – er betont dabei das Wörtchen „könnte“. Ob sein Institut „Die Freiheit“ finanziell unterstütze? „Nein“, kontert Pipes, direkte Einflußnahme auf Wahlen in anderen Ländern komme nicht in Frage.

Entsetzt zeigte sich der Historiker, als bekannt wurde, daß Norwegen-Attentäter Anders Breivik sich in seinem berüchtigten Manifest auch auf ihn bezog. Nun fürchtet Pipes, daß „konservatives und islamkritisches Gedankengut diskreditiert wird“ – und dies „obwohl die anhaltende Islamisierung Europas ein großes Problem bleibt“. www.de.danielpipes.org

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