© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Umwelt
Merkels Karawane
Martina Zippe

Umweltschutz durchzusetzen erforderte in den siebziger Jahren einiges an Politisierung, 1980 entstanden so die Grünen. Als treibende Kraft mit dabei war ein Mann aus der CDU, Herbert Gruhl. Manche behaupten, würde er noch leben, würde ihm die Umweltpolitik der Unionsparteien zusagen. Angela Merkel verschenkte 2010 sogar öffentlichkeitswirksam Gruhls Klassiker „Ein Planet wird geplündert“. Dazu gar nicht passen will, daß im selben Jahr der bis 2009 amtierende Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) sein Parteibuch der CDU mit der Begründung zurückgab, die Kanzlerin habe sich von seinen Vorstellungen von Umweltpolitik entfernt. UBA-Chef Andreas Troge bekam nun in Jena den Herbert-Gruhl-Preis verliehen. Zur Begründung wurde nicht nur auf die solide Information der Öffentlichkeit verwiesen, die das UBA unter der Regie des VWL-Professors geleistet habe, sondern auch auf wichtige Impulse.

Der Vorschlag, umweltschädliche Subventionen abzubauen, habe in das Herz der von Gruhl so genannten „staatlich subventionierten Plünderungswirtschaft“ getroffen. Um 42 Milliarden Euro geht es laut dem UBA-Bericht von 2008. Zwei Jahre später ging es schon um 48 Milliarden Euro. Was war passiert? Offenbar nichts. Dabei wäre es auch volkswirtschaftlich sinnvoll, sich das Steuergeld zu sparen, mit dem die Natur geschädigt wird, weil das auch noch Reparaturkosten im Umweltsektor verhüten würde. In anderen Bereichen sehe es ähnlich aus, insbesondere beim Flächenverbrauch, wie in Troges Dankesrede deutlich wurde. Das macht seine Entscheidung von 2010 nachvollziehbar. Es macht auch die Flankierung des Preises mit dem Band „Unter den Karawanen der Blinden“ sinnfällig, bei dem es sich um „Schlüsseltexte, Interviews und Reden“ Gruhls handelt: Die Karawane der Blinden zieht weiter, mit Merkel an der Spitze.

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