© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/11 / 23. September 2011

Leserbriefe

Zu: „Vor dem Scherbenhaufen“ von Michael Paulwitz, JF 38/11

Vertragsbruch auf Vertragsbruch

Durch die Lügen in der Europapolitik und die rücksichtslose Ausbeutung Deutschlands, den eigentlich kraftvollen Pol der europäischen Zusammenarbeit, werden die ehrlichen Absichten bei der EU-Gründung konterkariert und zerstört. Ein Vertragsbruch folgt dem anderen, so daß galoppierende Inflation, steigende Arbeitslosigkeit und zerfallende Sozialsysteme die Folge sein werden. Die Politiker, Bankiers und Manager, die unser Volk sehenden Auges in die drohende Katastrophe führen, gehören eigentlich vor Gericht, nicht an die Spitze der Nation.

Dr. Konrad Voigt, Berlin

 

Griechischer Wein ohne Schlauch

Jetzt kriegen sogar die eigenen Minister von Merkel ein Denkverbot, wenn sie es wagen, auch einmal etwas Plausibles laut zu denken.Wann werden es endlich alle verstanden haben, daß die Milliarden-Hilfspakete gar nicht den Griechen oder Iren oder Portugiesen zukommen, sondern (internationalen) Großbanken? Alles andere ist doch eine infame Lüge.

Klaus Volk, Montalba le Chateau

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Das Komplott“, JF 37/11

Das Grundmuster von 1898

Dank für Ihre ausgewogene Darstellung zum Thema 9/11. Da manche sagen, die amerikanische Regierung könne schon allein deswegen die Sache nicht selbst arrangiert haben, weil es dann zu viele Mitwisser gäbe, die unmöglich alle dichthalten würden, möchte ich diesen Vorfall, der die Begründung für den „Krieg gegen den Terror“ einschließlich des Irak Raid und der Invasion Afghanistans lieferte, in eine historische Linie stellen.

Diese beginnt 1898 im Hafen von Havanna in Kuba. Der damalige Vorfall bildet aus meiner Sicht das Grundmuster. Seinerzeit hatten die USA einen Krieg gegen Spanien angestrebt, um dessen Kolonie Kuba habhaft zu werden. Also wurde ein Schlachtschiff nach Havanna geschickt, das dort unerlaubt ankerte. Die Spanier blieben dennoch höflich, wochenlang geschah nichts. Dann plötzlich knallte es, die Maine sank und mit ihr die gesamte Besatzung von 300 Mann. Für die amerikanische Presse war der Fall klar: Die Spanier hatten ein amerikanisches Kriegsschiff versenkt. Die Hetze gegen Spanien lief auf Höchsttouren, ein Joseph Pulitzer tat sich dabei besonders hervor.

Nach dem Sieg über Spanien wurde das Wrack im Atlantik entsorgt. In den 1920er Jahren ließ ein amerikanischer Millionär das Schiff heben. Das Ergebnis zeigte, die Zacken des Lochs in der Bordwand wiesen nach außen. Die US-Regierung blieb gelassen: also doch eine Explosion im Innern. Wer hätte das gedacht! Nun, der Krieg war längst gewonnen, Kuba und andere spanische Kolonien „befreit“ – unter US-Kontrolle.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

Zu: „Der Souverän ist in der Pflicht“ von Dieter Stein, JF 37/11

Von vornherein verlorene Wahl

Der „Souverän“ soll also „in der Pflicht“ sein. Dem muß ich widersprechen, ich fühle mich nicht als Souverän, sondern als „Betreuter“. Aber selbst meinen „Betreuer“ kann ich nicht wählen, denn der vertritt im Bundestag nicht meine Interessen, da er dem Fraktionszwang unterworfen ist. So wurde der Euro eingeführt, und alle Sicherungen wurden beiseite geschoben. Wo bin ich da noch „Souverän“?

Harald Grote, Bremen

 

 

Zu: „Weltinnenpolitik“ von Herbert Ammon, JF 37/10

Der schöne Philipp quasselt nur

Diplomatisches Geschick zeichnet Westerwelle nicht aus. Doch daß er Deutschland aus dem Libyen-Abenteuer herausgehalten hat – nicht anders als Schröder aus dem Irakkrieg –, wurde allseits begrüßt; ganz abgesehen davon, daß der Eingriff das UN-Mandat weit überschritten hat. Nun aber soll Westerwelle zu Kreuze kriechen und die Bombenangriffe in höchsten Tönen loben. Was verlangt man da eigentlich von ihm?

Den Niedergang der FDP hat – zumindest für die letzten Monate – nicht er, sondern sein Nachfolger Rösler zu verantworten! Wir sind es ja gewohnt, daß Politiker viel reden und dabei herzlich wenig sagen – doch einen, der so viel quasselt und dabei gar nichts aussagt wie der schöne Philipp, den muß man geradezu mit der Laterne suchen.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: „‘Geniales Ergebnis’“ von Christian Schwießelmann, JF 37/11

Verlorene Stimme nach der Wahl

Als Beobachter der letzten Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern werde ich das Gefühl nicht los, daß unter den Parteien nur ein Konkurrenzneid herrscht. Dabei wird doch sowieso alles nur an irgendeinem Konferenztisch entschieden, egal ob das Volk seine Zustimmung dazu geben würde oder nicht – es hat sich ja angeblich durch seine Wahlentscheidung bereits damit einverstanden erklärt.

Margot Mahner, Bremen

 

Rechtspartei dringend gesucht

Die Wahlen in Schwerin zeigen, wie dringend wir eine demokratische rechtskonservative Partei bräuchten, die die Ängste der Menschen aufnimmt und eine Heimat gibt, aber „braunes“ Gedankengut oder „Nazifolklore“ ablehnt. So eine Partei wäre mir lieber als „Neo-Nazis“ in irgendeinem Parlament. Wie peinlich für unser Vaterland!

Markus Meister, Berlin

 

 

Zu: „Udo Pastörs geht den ‘deutschen Weg’“ von Henning Hoffgaard, JF 35/11

Einzige nennenswerte Vertretung

Auch mir erscheint manche Verlautbarung der NPD als zu radikal, und gewisse Personenkreise sind politisch unbrauchbar. Dennoch ist die NPD die einzige Rechtspartei, die heute über eine nennenswerte parlamentarische Vertretung verfügt. Im Westen erfolglos, hat sie sich doch als mitteldeutsche Regionalpartei etabliert. Erst jüngst hat eine Studie der Heinrich-Böll-Stiftung der NPD zum Beispiel in Sachsen attestiert, sich politisch verankert zu haben. Die Partei habe stetig ihre Verankerung in Stadt- und Gemeindeparlamenten ausgebaut und verfüge im Freistaat über eine Stammwählerschaft von vier bis sechs Prozent. Vergleichbare Erfolge sucht man bei anderen Rechtsparteien vergebens. Das muß auch einmal zur Kenntnis genommen werden.

Marcus Feit, Leipzig

 

 

Zu: „Pankraz, Theo Waigel und das böse Schmiergeld“, JF 37/11

Korruption untergräbt Vertrauen

Mit Pankraz’ Devise ‘When in Rome, do as the Romans do’ bin ich im Zusammenhang mit den Schmiergeld-Affären (Siemens und andere) nicht einverstanden. Diese Unkultur untergräbt das Vertrauen der Bevölkerung – gleich welcher Weltreligion – in Staat und Recht, besonders in jungen Demokratien auf dem Prüfstand.

Eine Pionierrolle in der Korruptionsbekämpfung erfordert Mut und unter Umständen Opferbereitschaft und vorübergehende Zurücksetzung des Gewinnmaximierungsprinzips. Als bedeutender und global geschätzter Handels- und Wirtschaftspartner sollten wir vor dieser Rolle nicht zurückschrecken, sondern die Führung übernehmen. Schließlich, wie es der amerikanische Professor Shibley Telhami von der Maryland University konstatierte, besteht in der heutigen Welt ein Verlangen nach moralischer Führung.

Auch ist Korruption in der hier besprochenen Dreistigkeit in den Kulturen der Dritten Welt eher keine endemische Krankheit, sondern wurde, wie manche anderen Krankheiten, durch die Kolonisatoren und ihr Händler- und Investorengefolge in diese Gesellschaften exportiert. Die erste Konfrontation mit unverblümtem Anspruch auf Schmiergeld im Verlauf meiner Tätigkeit als Technischer Kaufmann in Westafrika in den sechziger Jahren kam von einem europäischen Arzt für seine Schlüsselrolle in einer Krankenhausausstattung. Und daß die örtlichen Regierungen grundsätzlich die Korruption als Übel erkennen und zu ihrer Bekämpfung bereit sind, fiel mir um die gleiche Zeit in Ghana auf, als eine führende, langjährig vertretene deutsche Firma im technischen Afrikageschäft nach Aufdeckung ihrer Schmiergeld-beziehungen zu Regierungsämtern des Landes verwiesen wurde.

Dr. Eberhard Reusse, Rom

 

 

Zu: „GegenAufklärung“, Kolumne von Karlheinz Weißmann, JF 37/11

Die Gedankensplitter binden!

Mit großer Aufmerksamkeit und Gewinn lese ich die mit Geist und Bildung blitzenden und oft wie ein Hieb das Wirre der Gegenwart treffenden Notizen und Gedankensplitter der GegenAufklärung – ein Vademekum, das an den unvergessenen Johannes Gross und seine „Nachrichten aus der Berliner Republik“ erinnert, die hier im eigenen Stil fortgeführt werden. Ich hoffe, daß die „GegenAufklärung“ bald gebunden erhältlich ist; sie weist mit ihrem politischen, geistigen und kulturellen Gehalt über den Tag hinaus!

Wolf-Dieter Anders, Rotenburg/Wümme

 

 

Zu: „Für Staatsamt ungeeignet“ von Hubert Gindert, JF 36/11

Selbsternannte Herrgötter

Wer kann diese selbsternannten Herrgötter, wie zum Beispiel die Herren Wowereit und Ströbele, schon für ernst nehmen? Kein Wunder, daß die Jugend gerne auf Papst Benedikt hört, weil sie doch längst weiß, welche zum Teil geldorientierten und charakterlosen Versager sich im Polit-Theater tümmeln. Welcher Politiker kann denn schon eine Gruppe von 1,5 Millionen jungen Menschen vorweisen, die mit ihm sind und hinter ihm stehen? Der Weltjugendtag in Madrid setzte da ein eindrucksvolles Zeichen. Die Kirche hat eine andere Aufgabe, als dem Zeitgeist zu gehorchen, sonst ist sie nicht die Kirche ihres Gründers Jesus Christus und der Evangelien. Sie hat eine andere Aufgabe als die Politiker, und an der ist sie zu messen.

Gerd Müller, Frankenthal

 

 

Zu: „Roms Ruin“ von Wolfgang Kaufmann, JF 36/11

Die doppelte Staatsbürgerschaft

Wenn nicht extra darauf hingewiesen worden wäre, daß es sich in dem Bericht um den Untergang des Römischen Reiches handelt, hätte man gedacht, der Autor beschreibt unsere Situation in Deutschland. Bezeichnend hierfür ist eine Szene aus dem Jahr, als es um die doppelte Staatsbürgerschaft ging. Damals wurden einige junge Türken auf der Straße von einem Fernsehteam befragt, was sie davon hielten. Eine junge Türkin erwiderte, daß ihr das egal sei, weil es die blonden Deutschen sowieso bald nicht mehr geben würde. Eine andere sagte, daß es den Deutschen nur so gut ginge, weil die Türken Deutschland aufgebaut hätten. Diese Äußerungen stammten offenbar nicht von den jungen Leuten selbst, sondern waren ihnen eingeimpft worden. Als ich das hörte, erschrak ich – dabei sind seither schon ein paar Jahre vergangen.

Maria Langner, Menden

 

Es ist der Suizid einer Spätkultur

Hochkulturen – stets sind es Spätkulturen – haben seit eh und je auf unterentwickelte Völkerschaften eine magische Anziehungskraft ausgeübt. Treffendes Beispiel: Die in das Römische Reich im 4. Jahrhundert einfallenden germanischen Stämme der Langobarden, Alamannen, Vandalen sowie West- und Ostgoten. Die in den Geschichtsbüchern euphemistisch als „Völkerwanderung“ bezeichnete Bewegung hat dem – nach dem Tode von Kaiser Augustus unaufhörlich dekadenter werdenden – Römischen Reich den Garaus gemacht.

Was die deutschen Kaiser, beginnend mit Otto dem Großen, kurz vor der Jahrtausendwende mit ihrer Italienpolitik praktizierten, war die politisch-ideologisch konzipierte und mit militärischen Mitteln durchgeführte Fortsetzung dessen, was die germanischen Horden im Stil von Nomaden vorher begonnen hatten.

Das heutige alte Europa – diesmal selbst eine müde, zum Untergang bereite Spätkultur im Sinne Oswald Spenglers – erlebt nun selbst einen Ansturm von Nomaden; sie streben von Süden in das gelobte Abendland. Dieses Eindringen fällt ihnen um so leichter, als sie erkennen, daß die derzeitigen politischen Führer dieses Gebietes bei all ihrer pathetischen Geschwätzigkeit degeneriert und schwach sind.

Die Gefahr, welcher besagte Führer und die von ihnen beherrschten Völker damit ausgesetzt sind, hat der Rechtshistoriker Julius Ficker (1826–1902) bereits vor eineinhalb Jahrhunderten skizziert: „Wo einem Volke die Kraft oder die Einsicht mangelt, wo es sich zur Herrschaft über Fremde nicht mehr befähigt fühlt, da wird es der Natur der Dinge nach auch gar bald die Fremdherrschaft bei sich einkehren sehen.“

Dr. Kurt-Peter Rhein, Euskirchen

 

 

Zu: „Der Westen wankt“ von Klaus Peter Krause, JF 35/11

Die Krise krieg ich schon lange

In diesem Beitrag kommt sehr oft das Wort Krise vor: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Überschuldungskrise usw. Seitdem ich politisch tätig bin – inzwischen über vierzig Jahre –, begleitet mich der Begriff Krise. Wir befanden uns ständig in irgendeiner Krise. Die Krisen, die jetzt über uns „hereinbrechen“, sollen den gesamten Westen gar ins Wanken bringen. Wenn sich der politische Wahnsinn auch von Jahr zu Jahr steigert, glaube ich noch nicht so recht, daß das Ende naht.

Gerhard Wagner, Ratingen

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