© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/11 / 30. September 2011

Aufgeschnappt
Probleme von Risikogruppen
Matthias Bäkermann

Den Berliner Wahlerfolg der neidisch beäugten Piratenpartei vor Augen, die mit drängenden Zukunftsthemen wie „Abschaffung der Abstinenzpolitik in Drogenfragen“ oder „fahrscheinloser Personennahverkehr“ realpolitisch punkten konnte, will auch die Grüne Jugend nicht ins Hintertreffen geraten. Auf ihrem 37. Bundeskongreß (kongress.morgengruen.org) am 7. Oktober in der Evangelischen Gesamtschule in Gelsenkirchen – „ein ganz wunderbarer Ort zum Tagen“ – wagt man sich dieses Jahr an die ganz heißen gesellschaftlichen Eisen heran.

Im Gemeinschaftsantrag „Schwules Blut in fremde Adern!“ von gleich zwölf Nachwuchsgrünen wird das vom Robert-Koch-Institut, dem Paul-Ehrlich-Institut und der Bundesärztekammer verantwortete deutsche Transfusionsgesetz ins Visier genommen. Auch wenn zugegebenermaßen 70 Prozent aller HIV-Infektionen aus der Risikogruppe der „Männer, die Sex mit Männern haben“, stammten und sie deshalb von der Blutspende ausgeschlossen würden, leiste man letztlich unzulässiger „Stereotypenbildung“ Vorschub und öffne damit der „Stigmatisierung nicht heterosexuell lebender Männer Tür und Tor“. Deshalb will die Grüne Jugend, daß „schwules Blut“ nicht mehr diskriminiert wird – genauso wie man sich überhaupt dafür stark macht, „die Verwendung des Begriffes Risikogruppe (...) komplett abzuschaffen“.

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