© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/11 / 07. Oktober 2011

Grüße aus Bern
Tradierte Symbolik
Frank Liebermann

Secondos nennen sich in der Schweiz Menschen, die zwar dort geboren sind, aber deren Eltern aus einem anderen Land stammen. Meist sind Secondos eingebürgert und sprechen die Amtssprachen sehr gut. Einige davon sind in dem Migrantenverein Secondas Plus organisiert, der sich für deren Belange engagiert einsetzt. Dort gehen die Meinungen meist sehr weit auseinander, da sich der kulturelle Hintergrund der Migranten sehr stark unterscheidet.

Und wie es sich für eine richtige Lobby gehört, versucht der Verein immer wieder mit politischen Forderungen auf sich aufmerksam zu machen. Dabei nimmt er meist linke Positionen ein. Forderungen wie die Einführung des Ausländerwahlrechts haben angesichts von Volksabstimmungen zwar wenig Aussicht auf Erfolg, sorgen aber immer wieder für eine umfassende mediale Präsenz.

Vor kurzem hat sich Secondas Plus mit einer besonders lustigen Forderung einmal mehr in den medialen Mittelpunkt gestellt. Dessen Vizepräsident, Ivica Petrusic, forderte die Abschaffung der Nationalflagge, da das weiße Kreuz auf rotem Grund nicht für die Angehörigen von allen Religionen ein integrierendes Symbol sei. Der Tagesanzeiger zitierte Petrusic wie folgt: „Das Schweizerkreuz entspricht der heutigen multikulturellen Schweiz nicht mehr“. Die Begründung folgte dem immer gleichlautenden Muster, daß ein Kreuz für viele nichtchristliche Menschen kein Integrationssymbol sein könne.

Neues Nationalwappen soll die Fahne der alten helvetischen Republik sein, eine Trikolore aus Rot, Grün und Gelb, auf der „République Helvétique“ stehen soll. Allerdings erwies sich die Aktion sehr schnell als Rohrkrepierer. Die Leserbriefschreiber, Medien und nichtlinken Politiker machten dem Spuk zackig ein Ende. Der Volkszorn kochte, und die mutigen Secondos ruderten zurück. Schnell schoben sie die Schuld auf die böse Presse, die das Thema verzerrt dargestellt hätte.

Andere vermuteten, daß Petrusic, der am 23. Oktober für die Schweizer Sozialdemokraten (SP) als Nationalrat kandidiert, sich nur Aufmerksamkeit verschaffen wollte. Erreicht hat er sein Ziel. Ob es aber ausreichend Stimmen gebracht hat, wird sich erst am Wahltag zeigen. Vorgefühlt hatte Petrusic bereits am Nationalfeiertag (1. August), als er mit seinen Freunden vom „šuma čovjek“-Orchester die Schweizer Nationalhymne „multikulturell“ neu interpretierte.

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