© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Grüne fordern wieder Quoten
Frauen unter Tage
Birgit Kelle

Die Grünen haben völlig recht, in manchen Bereichen bleiben Frauen komplett außen vor. Diese sind absolut männlich dominiert, damit muß Schluß sein! Deswegen: Quote sofort für die Müllabfuhr, den Stahlbau, die KumpelInnen unter Tage, den Straßenbau, die Bohrinseln und natürlich auch für die Straßenreinigung. Es ist doch wirklich ein Unding, daß dort keine sensiblen Frauenhände zugange sind und sich die Männer diese exquisiten Arbeitsplätze einfach untereinander zuschachern. – Ach so, diese Jobs meinten die Grünen gar nicht bei ihrer aktuellen Forderung nach einer Frauenquote?

Nein, es geht wie üblich immer nur um die Sahne-Posten, die Frau gerne hätte. In den Dax-Vorständen und in den Aufsichtsräten. Und deswegen ist eine Frauenquote für die Grünen auch nur der Anfang der Fahnenstange, folgen soll ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, damit sich da nicht etwa weiterhin Männerzirkel gegen die weibliche Konkurrenz abschotten. Dabei ist die Begründung natürlich immer die gleiche: gläserne Decken (sitzen die Vorstände der Dax-Unternehmen neuerdings in Glaskästen?), patriarchale Strukturen und Frauenfeindlichkeit, so weit das grüne Auge reicht.

Eines vermisse ich aber dann doch in den Plänen der Öko-Partei: Wie will sie mit den Arbeitsfeldern verfahren, in denen Frauen inzwischen weit überrepräsentiert sind? Also zum Beispiel in Schulen, Kindergärten, in der Kosmetikbranche, den Pflegeberufen. Müssen dort dann die Frauen das Feld räumen für aufstrebende männliche Berufsanfänger?

Sinnvoll erscheint mir in dem Zusammenhang, sofort die Abschaffung des Leistungsprinzips gesetzlich zu verankern. Damit sich nicht in Zukunft Firmenbosse auf so kleinliche Details wie ihre unternehmerische Freiheit berufen können bei der Einstellung neuen Personals. Damit muß Schluß sein. Eingestellt wird, wer laut Quote dran ist, und nicht derjenige, der dafür am besten geeignet ist. Vorbeugend sollten natürlich auch die Noten an den Schulen endlich abgeschafft werden, quasi als Vorbereitung auf das Berufsleben. Weg mit den Zeugnissen, das spart gleichzeitig Verwaltungsaufwand und somit Geld! Dies wird ja dann in der neu zu schaffenden Gleichstellungs-Aufsichtsbehörde auch dringend gebraucht.

 

Birgit Kelle ist Journalistin und Vorsitzende des Vereins Frau 2000plus sowie Mitglied der New Women for Europe.

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