© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Eine Gegenwelt bieten
Berliner Rede zur Religionspolitik: Autor Matthias Matussek will Kirchensteuer abschaffen
(idea/tha)

Als theologisch nicht haltbar hat der Spiegel-Journalist, Buchautor und bekennende Katholik Matthias Matussek (57) die Kirchensteuer bezeichnet. Man könne nicht „Christ per Abbuchungsauftrag“ sein, sagte er am 6. Oktober bei der „14. Berliner Rede zur Religionspolitik“ an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Matussek forderte die Kirchen auf, eine „Gegenwelt“ zu bieten und unbequeme Werte zu vertreten, etwa den Schutz des ungeborenen Lebens und die lebenslange Treue in der Ehe. Christen sollten sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen. Dies sei heute „der größte Tabubruch“. In der Öffentlichkeit gebe es dem christlichen Glauben gegenüber eine „Grundverachtung“. Viele Journalisten seien nicht bereit, ihre Vorurteile zu korrigieren. So werde die Berichterstattung über die katholische Kirche meist auf den sexuellen Mißbrauch durch Priester reduziert, obwohl 99 Prozent der Mißbrauchsfälle außerhalb der Kirche stattfänden. Viele Journalisten befänden sich in einem „antikatholischen Kirchenkampf“.

Matussek warnte die katholische Kirche davor, den „Reform-Quatsch der evangelischen Kirchen nachzumachen“. Diese unternähmen „irre Anstrengungen, politisch korrekt zu agieren“. Zwar habe die evangelische Kirche alle Forderungen erfüllt, die man an die katholische Kirche richte, darunter die Zulassung der Frauenordination und die Abschaffung des Zölibats. Dennoch gingen deutlich weniger Protestanten als Katholiken sonntags zur Kirche. In den evangelischen Landeskirchen besuchen durchschnittlich 3,8 Prozent der Mitglieder den Gottesdienst, in der römisch-katholischen Kirche 13 Prozent. Er wünsche sich von der evangelischen Kirche mehr „intellektuelle Wucht“ und „Beharrungsbewußtsein gegen die Zeit“, so Matussek.

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