© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Blick in die Medien
„WAZ“-Kauf: Döpfner will nur spielen
Toni Roidl

Die Axel Springer AG (Bild, Welt) möchte die Essener WAZ-Mediengruppe kaufen. Dazu gehören unter anderem die Tageszeitungen Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Rhein-/Neue Ruhr-Zeitung und die Westfälische Rundschau.

Der Verlag macht als einer der größten Europas über eine Milliarde Euro Jahresumsatz. Die WAZ gehört den Nachfahren der Gründer: Den Töchtern von Jakob Funke und den Enkeln von Erich Brost. Erst im August hatte Funke-Tochter Petra Grotkamp den Brost-Erben das Angebot gemacht, deren Hälfte für 470 Millionen Euro zu übernehmen. Mitten in die Angebotsprüfung platzte Döpfners überraschendes Gebot.

Da Springer damit rechnet, daß das Kartellamt den Kauf des Gesamtkonzerns untersagt, schickte Döpfner gleich ein Angebot für alle Einzelsparten: 200 Millionen für die Beteiligung an Krone und Kurier in Österreich, 90 Millionen für die Programmzeitschriften, 60 Millionen für die Frauenillustrierten etc. pp. Summa summarum bietet Döpfner 1,4 Milliarden. Petra Grotkamp reagierte verschnupft: Sie ließ erklären, „daß diese Geschäftsbereiche nicht zur Disposition stehen und die Axel Springer AG auch nicht Gesellschafter der WAZ-Mediengruppe werden kann“.

Ungewöhnlich ist nicht nur, daß Döpfner Preisvorstellungen ohne genaue Kenntnis der Geschäftszahlen vorlegt. Experten wundern sich auch darüber, daß Springer Tageszeitungen kaufen will, die im Gegensatz zum Zeitschriftensegment eher Problemfälle sind. Vielleicht macht es ihm einfach Spaß, durch Preistreiberei Zündstoff in die internen Verkaufsgespräche zu streuen.

Warum interessiert sich Döpfner für konservative Papierzeitungen, wo er ständig posaunt, Springer zum Online-Marktführer machen zu wollen? Am Ende bringen die 2,5 Millionen Exemplare der insgesamt 27 Tageszeitungen der WAZ-Gruppe wohl doch mehr Geld als Klicks im Internet.

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