© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/11 / 14. Oktober 2011

Frisch gepresst

Ernst Jünger. Nach den ausgreifenden Biographien von Helmuth Kiesel und Heimo Schwilk, nach Schwilks üppiger Bildbiographie zu Leben und Werk Ernst Jüngers in erweiterter Auflage (JF 50/10), scheint Neues erst wieder in Sicht, wenn der Marbacher Nachlaß tiefer erschlossen sein wird. Rowohlts biographische Taschenbuchreihe, bewährt seit vierzig Jahren, muß darauf jedoch keine Rücksicht nehmen, denn man setzt weniger auf originelle Forschungsbeiträge als auf solide, publikumswirksame Aufbereitung. An Solidität mangelt es dem von Thomas Amos, einem Frankfurter Germanisten des Jahrgangs 1965, komponierten Bändchen allerdings in vielfacher Hinsicht. Gleich eingangs verstört die groteske Einschätzung der deutschen Literaturlandschaft nach 1933: Dort finde man außer Benn und Hauptmann nur eine „literarische Nachhut drittklassiger Belletristen“ vor. Und Oskar Loerke, Wilhelm Lehmann, Ricarda Huch, Hans Fallada usw.? Solche schrägen Fehlurteile und aus den ideologischen Grabenkämpfen um den „Antidemokraten“ Jünger mitgeschleppte Ideologeme bieten keine brauchbare Einführung in Leben und Werk. (wm)

Thomas Amos: Ernst Jünger. Rowohlt Verlag, Reinbek 2011, broschiert, 157 Seiten, Abbildungen, 8,99 Euro

 

Dänemark. In die Geschichte unseres nächsten skandinavischen Nachbarn verirren sich deutsche Historiker eher selten. Selbst von den Jahren der deutschen Besatzungsherrschaft in Dänemark, zwischen 1940 und 1945, scheint für die sonst auf NS-Themen abonnierten Zeithistoriker keinerlei Reiz auszugehen. Aktivitäten überläßt man hier den landeskundlich versierten Kollegen in Kiel oder Flensburg, die sich aber eher auf die Erforschung des „Grenzkampfes“ um Schleswig beschränkt haben. „Dänemark unter Hitler“ ist daher eine Domäne dänischer Zeithistoriker geblieben. Die haben inzwischen aber fast jedes Blatt umgedreht und die Besatzungsherrschaft in allen Facetten erforscht. Darauf kann Matthias Baths minutiöse Schilderung des dänischen Widerstands gegen die deutschen Besatzer und ihre heimischen „Kollaborateure“ aufbauen. Die ungemein dichte, detaillierte und doch gut lesbare Darstellung ist geeignet, ein weitverbreitetes Geschichtsbild zu korrigieren, das wesentlich unblutigere Verhältnisse im idyllischen Königreich voraussetzt. (jr)

Matthias Bath: Danebrog gegen Hakenkreuz. Der Widerstand in Dänemark 1940–1945. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, gebunden, 368 Seiten, Abb., 32 Euro

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